Mehr Ökumene wagen

Evangelische Landessynode tagt in Weiden – Kardinal Kasper hält Predigt zum Auftakt

Weiden. Ganz im Zeichen der Ökumene stehen soll die diesjährige Frühjahrstagung der Evangelischen Landessynode, die am Sonntagabend mit einem Festgottesdienst in Weiden eröffnet wird. Am feierlichen Auftakt der Beratungen des Kirchenparlaments der rund 2,6 Millionen Protestanten in Bayern wird ein hochrangiger Würdenträger der katholischen Kirche aus Rom mitwirken: Kardinal Karl Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, predigt im Gottesdienst in der evangelischen Michaelskirche.

Sein Kommen wertet Landessynodalpräsidentin Dorothea Deneke-Stoll als “besonderes Zeichen der Verbundenheit”. Die Landessynode hat sich viel vorgenommen in Sachen Ökumene, geht es dabei doch um die Zusammenarbeit der Konfessionen. Dazu zählt etwa eine neue Ökumene-Konzeption der Landeskirche, die auf eine statistische Auswertung der aktuellen ökumenischen Situation in Bayern basiert. Einzelheiten dazu werden der zuständige Oberkirchenrat im Münchner Landeskirchenamt Michael Martin und der Vorsitzende des synodalen Ausschusses für Weltmission und Ökumene, Fritz Schroth, erörtern. Die Plenarsitzungen zur Ökumene am Montagnachmittag ab 16 Uhr sowie am Dienstagvormittag sind öffentlich.

 Gelungene Beispiele

“Das ökumenische Klima hängt sehr von den jeweils handelnden Menschen ab”, weiß auch die Präsidentin der Landessynode, Deneke-Stoll, aus langen Erfahrungen. Unabhängig von den bestehenden Knackpunkten vor allem in der zentralen Frage des Amtsverständnisses von Pfarrern stellt sie aber fest, dass das ökumenische Leben vor Ort ganz selbstverständlich stattfindet.

Als Beispiele nennt die Präsidentin ökumenische Bibelkreise oder gemeinsame Gottesdienste zu besonderen Anlässen. Manches gehöre heute zur Selbstverständlichkeit, was so vor Jahren zwischen Katholiken und Protestanten noch nicht möglich gewesen wäre. In Weiden werden Gemeinsamkeiten gelungener Ökumene präsentiert die zur Nachahmung anregen sollen.

Angesichts schwindender Kirchenmitglieder, knapper werdender Finanzen sowie aufgrund von Traditionsabbrüchen und Bedeutungsverlust der Volkskirche, appelliert die Präsidentin der Landessynode, mehr Ökumene zu wagen. “Wenn wir unsere christlichen Positionen nach außen deutlich machen wollen, können wir das nur in einem Miteinander und ohne konfessionelles Geplänkel tun”, so Deneke-Stoll. Die Landessynode wolle dafür Mut machen, das ökumenische Leben vor Ort zu stärken und wird auch den Blick auf den zweiten Ökumenischen Kirchentag in Mai in München richten.

Neben dem Schwerpunktthema werden sich die 108 Synodalen, die meisten von ihnen sind keine Theologen, mit Kirchengesetzen, der Einführung eines kaufmännischen Haushalts- und Rechnungswesen für die Kirche sowie über 20 Anträgen und Eingaben von der kirchlichen Basis befassen. Außerdem müssen die Synodalen über die Landesstellenplanung 2010 entscheiden, die eine deutliche Reduzierung der theologisch-pädagogischen Stellen vorsieht. Auf dem Tagungsprogramm steht auch die geplante Verlängerung der Partnerschaft der bayerischen Protestanten mit den ungarischen Lutheranern. Die Landessynode gehört zu den kirchenleitenden Organen und bestimmt mit weitreichenden Kompetenzen den Kurs der Kirche. Die Synodalen beschließen die Kirchengesetze, verabschieden den kirchlichen Haushalt und wählen den Landesbischof. Zu ihren Beratungen kommen die Kirchenparlamentarier im Frühjahr und im Herbst zusammen. Die Tagungen finden in abwechselnd in mehreren Städten Bayerns statt, damit die Synodalen das gesellschaftliche und kulturellen Leben dort kennen lernen.

Auch Missbrauch Thema

Die aktuelle Diskussion über Missbrauchsfälle in der Kirche wird ebenfalls auf der Synode in Weiden thematisiert, auch wenn das Thema nicht direkt auf der Tagesordnung steht. Landesbischof Johannes Friedrich will dazu in seinem Bericht vor den Synodalen sowie Kirchenräten Stellung nehmen.

Ferner werden Landessynodale und Landesbischof während der Tagung am Dienstag die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Kreis Neustadt/WN) besuchen. Dort ist im ehemaligen Arrestbau des Lagers zurzeit die Sonderausstellung “Zukunft will verantwortet werden” zu Leben und Werk des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zu sehen. Er war kurz vor Kriegsende am 9. April vom NS-Regime in Flossenbürg hingerichtet worden.

Die letzte Tagung der Landessynode in Weiden fand 1999 statt. Damals stand die Amtseinführung von Landesbischof Johannes Friedrich, Haushaltsfragen sowie einige Änderungen der Kirchenverfassung im Mittelpunkt.

Pressemeldung Der neue Tag / Von Dirk Johnen, epd / 20.03.2010 / Netzcode: 2246214

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