Absage an den Kleinmut

Landessynode in Weiden: Kurienkardinal Kasper wirbt für ökumenischen Neuanfang

Kardinal Walter Kasper (vorne Mitte), begleitet vom Vizepräsidenten der Landessynode, Heinrich Götz, beim Einzug in die evangelische Michaelskirche. Bild: Popp

Weiden. Große Geste für einen ökumenischen Neuanfang: Der katholische Kurienkardinal Walter Kasper hielt am Sonntagabend die Predigt zum Auftakt der fünftägigen Synode der evangelischen Landeskirche in Weiden. “Ohne neuen ökumenischen Schwung stehen wir im eklatanten Widerspruch zum Auftrag unseres Herrn”, sagte der 77-Jährige in der evangelischen Michaelskirche.

Noch nie zuvor hatte ein so hoher katholischer Würdenträger an einer Synode der evangelischen Landeskirche mitgewirkt. Kasper forderte, im Verhältnis zwischen beiden Kirchen die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund zu rücken.

Zeichen der Hoffnung

Mit Blick auf die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 warb er darum, das in der Ökumene Erreichte nicht zu zerreden. “Seien wir nicht undankbar, machen wir dieses Geschenk nicht madig, nörgeln wir nicht schulmeisterlich daran herum, weil man vielleicht einen Satz mehr, einen anderen weniger und einen dritten hätte besser formulieren können”, sagte er. “Was uns eint ist weit mehr, als was uns leider immer noch trennt.” Christen beider Konfessionen hätten die Pflicht, durch Wort und Tat für ihren gemeinsamen Glauben einzustehen. “Dass evangelische und katholische Christen heute trotz einer schwierigen Geschichte gemeinsam Zeugnis geben, ist für viele ein Zeichen der Hoffnung, dass mit Gottes Gnade Versöhnung wirklich werden kann”, erklärte Kasper. Er wünsche sich, dass diese Hoffnung auch beim 2. Ökumenischen Kirchentag im Mai in München spürbar werde. Zum Ende seiner Predigt regte Kasper einen konkreten Schritt zum Ausbau der ökumenischen Basis an: “Können wir nicht eine lebensnahe, ansprechende, gemeinsame Auslegung des uns gemeinsamen Glaubens wagen?” Dieses gemeinsame Erbe sei “auch heute eine Botschaft für morgen”, betonte er. Die 108 Mitglieder der Landessynode tagen noch bis Donnerstag in Weiden (wir berichteten). Das Kirchenparlament hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, ein Ökumene-Konzept zu verabschieden.

Pressemeldung Der neue Tag / Von Uli Piehler / 22.03.2010 / Netzcode: 2247914

Zitate

„Einfach so weiter, ist angesichts der Situation keine Lösung. Wir brauchen auch als Kirchen einen neuen Anfang.“

„Angesichts geistlicher Sprachlosigkeit und Verödung haben wir allen Grund, gemeinsam mit Freimut von Gott zu reden und in vielen Bereichen noch mehr zusammenzuarbeiten. Viel mehr Menschen als wir denken, warten darauf.“

„Was uns eint ist weit mehr, als was uns leider immer noch trennt.“

„Natürlich will ich nicht über die Schwierigkeiten hinwegreden, die es in unserem Verhältnis gibt. Es wäre unehrlich zu überhören, dass der ökumenische Motor gegenwärtig manchmal stottert.“

Kardinal Walter Kasper in seiner Predigt.

„Ich will meine Bücher nicht zum zweiten Mal über die Alpen schleppen.“

Der Kurienkardinal über seine Pläne für den Ruhestand.

„Wir sollten nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern unser eigenes Haus in Ordnung bringen.“

Kasper zur Kritik des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller an den Medien. (upl/paa)

Comments are closed.