Radikalität des Evangeliums eingefordert

Synodale der evangelisch-lutherischen Kirche in Flossenbürg auf den Spuren Dietrich Bonhoeffers

Flossenbürg. (nm) Neben der Geschichte des von 1938 bis 1945 existierenden Konzentrationslagers rückte am Dienstagnachmittag Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers in den Blickpunkt. 100 Mitglieder der Landessynode der evangelischlutherischen Kirche sahen sich mit Präsidentin Dr. Dorothea Deneke-Stoll und Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in der Ausstellung „Zukunft will verantwortet werden“ um.

Dr. Heinrich Bedford-Strohm forderte an der Stelle, an der Bonhoeffer und weitere Mitglieder des militärischen Widerstandes am 9. April 1945 erhängt wurden, die „Radikalität des Evangeliums“ ein: „Ganz so, wie Bonhoeffer sie vertrat. Sein Denken und Handeln sind nicht überholt, sondern lassen sich im Sinne einer öffentlichen Theologie durchaus in die Gegenwart übertragen.“

Leiden wahrnehmen

Als konkretes Beispiel nannte der Professor an der Uni Bamberg den Umgang mit der Armut. Es gebe in der evangelischen Kirche durchaus viele vorbildliche Hilfseinrichtungen. „Aber wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass jeden Tag Tausende Menschen aufgrund ihrer Armut sterben.“ Leiden in der Welt wahrnehmen und dagegen, auch wenn es unbequem und oft eine Gratwanderung sei, eintreten, das habe Bonhoeffer vorgelebt. Und das sollte aktuell bleiben.

Mehr Platz für Bonhoeffer

Nach dem gemeinsam gesprochenen „Vater unser“ lud Ortspfarrer Herbert Sörgel die Synodalen zum Rundgang durch die Ausstellung im Arrestbau ein. Gedenkstättenleiter Dr. Jörg Skriebeleit und weitere Mitarbeiter stellten Aspekte aus der Entwicklung des Geländes nach dem Krieg vor.

Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass jeden Tag Tausende Menschen aufgrund ihrer Armut sterben. Professor Heinrich Bedford-Strohm

Wesentliche Impulse seien von dem ab 1962 in Flossenbürg wirkenden Pfarrer Heinz Werner gekommen: „Er trat vehement für den Erhalt des Arrestbaus ein, und letztendlich erfolgreich.“

„Gerade Bonhoeffer spielte bei der Entwicklung der Gedenkstätte eine wichtige Rolle“, sagte Skriebeleit. Mit Interesse nahm der Landesbischof zur Kenntnis, dass dem Kirchenlehrer künftig mehr Platz eingeräumt wird. Die Rolle Bonhoeffers und des militärischen Widerstandes sollen in der weiteren Dauerausstellung – sie wird am 10. Oktober eröffnet – beleuchtet werden.

 

Landesbischof Dr. Johannes Friedrich auf den Spuren Bonhoeffers: Viel Zeit blieb aufgrund des straffen Programms zwar nicht, die Ausstellung zum Leben und Werk des Theologen imponierte aber. Bild: nm

Pressemeldung Der neue Tag Weiden / 24.03.2010

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