Idee wird nie alt

Werkhof zieht in ehemaligen Pro-Markt um

Weiden. (ca) Die Kunden standen schon an der Tür, als die Luftballons für die Eröffnungsfeier noch montiert wurden. Der Werkhof ist umgezogen: in die hellen, 2000 Quadratmeter großen Hallen des ehemaligen Pro-Marktes, Obere Bauscherstraße. Unter dem Beifall der rund 20 Mitarbeiter um Anleiter Josef Schieder eröffnete Diakon Karl Rühl das neue Möbelhaus für den kleinen Geldbeutel.

Vorerst bleiben Textilien und Flohmarktartikel am alten Standort in der Pressather Straße. Mitte 2012 soll diese Sparte in die Obere Bauscherstraße nachziehen. Neu gegründet wird dann auch eine Integrationsfirma. Rühl warb um Spenden über die Aktion „1 plus 1“: Für jeden Euro legt die Landeskirche einen drauf. Der Diakon lobte die Zusammenarbeit mit Wolfgang Thiele, Geschäftsführer des Jobcenters: „Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik treffen uns immer sofort. Der Staat hält uns jung und frisch – und mürrisch auch.“

Thiele dankte der Diakonie als „wichtigem Partner“. Das Jobcenter beteiligt sich an der neuen Arbeitsmarktinitiative. Dem Weidener Problem – verkrustete Langzeitarbeitslosigkeit – soll unter anderem mit Bürgerarbeit beigekommen werden. Die 17 Werkhof-Mitarbeiter leisten solche Bürgerarbeit. Insgesamt hat das Jobcenter schon 89 von 100 Stellen besetzen können – und dafür zusätzliche 17 genehmigt bekommen. „Ich bedanke mich dafür stellvertretend für alle Partner bei der Diakonie.“

OB Kurt Seggewiß gab die Ergebnisse der aktuellen Strukturanalyse bekannt: „72 Prozent unserer Arbeitslosen sind Langzeitarbeitslose.“ Damit einher geht Kinderarmut: Weiden liegt hier bayernweit hinter Hof und Schweinfurt. „Das alles sehen wir nicht als gottgegeben, sondern wollen dagegen ankämpfen.“

Sozialpädagoge Markus Friedrich, Leiter des Arbeitsförderungszentrums, erinnerte an die Anfänge des Werkhofs „im letzten Jahrhundert“: 1993 wurde in Vohenstrauß als Reaktion auf die Pleite der Textilfirma Hölzl der erste Werkhof eröffnet. Immer wieder stieß man an Kapazitätsgrenzen, eröffnete Standorte in Weiden, Tirschenreuth, Cham.

 

Das alles sehen wir nicht als gottgegeben, sondern wollen dagegen ankämpfen.

OB Kurt Seggewiß über Langzeitarbeitlosigkeit und Kinderarmut in Weiden

 

Das Konzept ist bekannt: Wem seine alten Möbel zu schade für den Sperrmüll sind, kann sich beim Werkhof melden. Die gesäuberten und reparierten Möbel werden dann zum kleinen Preis Kunden angeboten, die nicht so viel ausgeben können oder möchten. Ob Kinderbetten oder Studenteneinrichtung: „Für zwei, drei, vier Jahre tun es oft auch gute gebrauchte Möbel.“ Nebeneffekt: „Jedes Teil, das nicht in Schwandorf verschürt wird, tut der Umwelt gut.“ In erster Linie aber sei der Werkhof ein Beschäftigungsprojekt für arbeitslose Menschen, eine sinnstiftende Beschäftigung zu finden.

Pfarrer Dominic Naujoks wertete die Arbeit der Werkhof-Mitarbeiter ebenso als „Arbeit als Christen in der Welt, wie es der Pfarrer auf der Kanzel tut“. Bürgermeister Lothar Höher staunte über das „großartige Angebot“. Beim Rundgang fiel auch den Ehrengästen das ein oder andere schöne Stück – tiptop auf Vordermann gebracht – ins Auge.

Quelle: Der neue Tag, Weiden vom 26.11.2011 www.oberpfalznetz.de

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