Hilfsbereit am Handy

Serie über Ehrenamtler (36): Ehrenamtliches Engagement im Frauenhaus Weiden

Wenn das Handy anfängt zu klingen, dann weiß sie, dass es ernst wird. Denn Elfriede Dornheim arbeitet ehrenamtlich im Frauenhaus Weiden mit. Sie übernimmt seit zwölf Jahren regelmäßig die Notrufbereitschaft, um Frauen beizustehen, die ins Frauenhaus flüchten.

FH

Ich bin die Erste von unserem Team, mit der sie in Berührung kommen. Das heißt für mich: gut zuhören und aufmerksam sein.“ Ist der erste Kontakt gelungen, geht es in einem zweiten Schritt darum, sich mit der betroffenen Frau zu treffen und sie in die Obhut des Frauenhauses aufzunehmen. „Meistens wählen wir einen öffentlich gut zu erreichenden Treffpunkt und begleiten die Frau ins Frauenhaus. Falls sie nichts mitbringt, haben wir sogar Zahnbürsten, und Nachthemden für die erste Nacht bei uns.“
Wo das Frauenhaus liegt, bleibt ein Geheimnis, da es ein nicht öffentlicher Zufluchtsort für die Frauen ist. „Habe ich Dienst am Notrufhandy, begleitet es mich auf jedem Schritt durch meinen Alltag, zum Beispiel beim Einkaufen oder bei der Gartenarbeit.“

Zusammen mit 24 weiteren Ehrenamtlichen gewährleistet Elfriede Dornheim die Erreichbarkeit für Frauen in Not, die die Hauptamtlichen mit einer ganzen und einer Dreiviertelstelle nicht leisten können. „Wir sind durch die fünf bis sieben Plätze im Frauenhaus an einen engen Personalschlüssel gebunden“, sagt die Leiterin des Frauenhauses Marianne Kleber-Meierhöfer. „Ohne unsere Ehrenamtlichen könnten wir keine Rufbereitschaft rund um die Uhr anbieten, wie sie der Gesetzgeber vorschreibt, damit wir staatliche Zuschüsse überhaupt bekommen.“

Kommt es zu einer Notaufnahme während der Nacht, steht Elfriede Dornheim oder eine der anderen Ehrenamtlichen bereit. „Wir bleiben, solange die Zuflucht suchende Frau uns braucht – manchmal schließt das ein beruhigendes Gespräch bei einer nächtlichen Tasse Tee mit ein“, erzählt Elfriede Dornheim.

Die Motivation ihres ehrenamtlichen Engagements liegt für sie in ihrer Bereitschaft, gerade Frauen in Notsituationen helfen zu wollen. „Da kam für mich von Anfang an gar nichts anderes in Frage“, sagt die 71-jährige.

Kennengelernt hatte sie die Arbeit mit Frauen in Not über einen monatlichen Gesprächskreis, der in den Räumen des Diakonischen Werkes Weiden stattfand. Den persönlichen Einsatz und den damit verbundenen zeitlichen Aufwand leistet sie ohne Probleme. „Ich wollte gefordert sein, auch nach dem Ende meiner Berufstätigkeit.“

Wichtig ist es für sie außerdem, in das Team des Frauenhauses eingebunden zu sein. Gerade die monatlichen Dienstgespräche mit den Hauptamtlichen geben Elfriede Dornheim Sicherheit. „In den Dienstbesprechungen können wir Erfahrungen austauschen, Verhaltensmöglichkeiten durchsprechen. Das stärkt uns und baut Unsicherheiten ab.“

Regelmäßige Fortbildungen runden das Schulungsprogramm für die Ehrenamtlichen ab. Besonders begrüßt Elfriede Dornheim aber, dass jede neue Ehrenamtliche eine„ Patin“ bekommt. Mit ihr betreut sie die ersten Klientinnen gemeinsam.

In den Sommerferien läuft für das Team alles wie gewohnt weiter. Extras gibt es nicht. Es werden auch nicht mehr Frauen aufgenommen als in den anderen Monaten des Jahres. Die Frauen, die mit Kindern im Frauenhaus sind, werden motiviert, viel mit ihnen zu unternehmen: gemeinsame Ausflüge zum Beispiel, damit die Mutter-Kind-Beziehung gestärkt wird.

Manchmal organisieren die Hauptamtlichen ein Extraprogramm für Kinder. Aber „meistens nehmen die Kinder am Ferienprogramm der Stadt Weiden teil“, ergänzt Marianne Kleber-Meierhöfer.

Die Ehrenamtlichen organisieren einmal im Monat ein Frauenhaus-Frühstück. „Ich erwarte dabei keine große Dankbarkeit“, sagt Elfriede Dornheim, „mir genügt es, wenn die Frauen, die den Sprung in eine neue Lebenssituation gemacht haben, ihren Weg gehen. Das ist für mich die schönste Belohnung. Und ich weiß, dass ich etwas dazu beigetragen habe, dass es ihnen besser geht.“ Deshalb wird sie weiter ein offenes Ohr für Frauen in Not haben.

 Andrea Ertl  Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern. Nr. 32 vom 5.8.2012 Seite 29

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