Wer Hilfe braucht, weiß nicht immer gleich, wo er sie bekommt. Der zweite Selbsthilfetag klärt auf. Gibt es in der nördlichen Oberpfalz doch allein unter dem Dach der Kontaktstelle Nordoberpfalz an die 100 Selbsthilfegruppen.
Weiden. (uz) Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Nordoberpfalz hatte in die Regionalbibliothek und Volkshochschule Weiden-Neustadt zum zweiten Selbsthilfetag eingeladen. Hier erläuterten am Donnerstag Selbsthilfegruppen an Infoständen ihre Arbeit und gaben erste hilfreiche Informationen. Schirmherr, Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher, begriff die Arbeit von Selbsthilfegruppen als einen wichtigen Bestandteil im sozialen Leben einer Gesellschaft. Hier würden Betroffene eigene Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig helfen. In seiner Eigenschaft als Präsident des Rotary-Clubs unterstützte Höher die Aktion „Lebensmut in Gemeinschaft“ mit 500 Euro.
Brigitte Lindner, Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle, zeigte sich mit der Resonanz sehr zufrieden. Trotz hochsommerlicher Temperaturen hätten sich viele Gruppen beteiligt, und auch die Beratungsstellen hätten sich sehr kooperativ gezeigt. Besonders freute sie sich über die aktive Unterstützung durch Künstler, wie Ronja Künkler, Hans Grajer und Andrea Bibel, Mozarts Five oder Annika Fischer und Andreas Wildenauer. Das Interesse an gezielten Fragen sei groß, wenngleich ein Selbsthilfetag kein Bürgerfest sei, sagte sie.
„Wir hatten eigentlich keinerlei Erwartung an die Veranstaltung, weil wir coronabedingt nicht groß planen konnten“, berichtete Jürgen Huhn, ebenfalls Leiter der Kontaktstelle. Zwei in der Regionalbibliothek geplante Musikveranstaltungen mussten aus diesem Grund kurzerhand abgesagt werden. „Wir sind zufrieden und hoffen, dass die Informationen weitergetragen werden.“
Wie vorher schon Bürgermeister Höher bewertete auch Huhn die Selbsthilfearbeit als „sehr wichtig für die Gesellschaft“. Es gehe hier nicht darum, dass sich Leute selber helfen würden, was durchaus toll sei und viel Mut abverlange. Hier gehe es auch nicht um Selbstmitleid, sondern hier stünden die Macher im Vordergrund. „Viele von ihnen sind über die Jahre zu Experten geworden. Die kennen sich aus mit ihren Symptomen und ihren Krankheiten. Die können mit jedem Fachmann mithalten.“ Und dieses Wissen an andere weiterzugeben, sei das Ziel dieser Veranstaltung.
Oft sei es doch so: „Du bekommst die Diagnose, Klinik, Behandlung, Reha. Aber was dann? Was hinterher?“ Für diese Zeit danach gebe es dann Selbsthilfegruppen. „Die kennen die neuesten Therapien,
Kuren und besten Ärzte.“ Dieses Know-how sei ihm früher gar nicht bewusst gewesen. „Bei uns sind 100 Selbsthilfegruppen aus der ganzen nördlichen Oberpfalz zu den unterschiedlichsten Themen vereint.“ Viele von ihnen waren mit ihren Infoständen im Innenhof der Regionalbibliothek und in der VHS Cafeteria vor Ort. Es gab Vorträge und Muskelentspannungsübungen.
Quelle: Der neue Tag – Ausgabe Sa. 25.06.2022