Kirche kommt zu den Menschen

In den evangelischen Gemeinden Floß und Wildenreuth startete die Diakonie Weiden das Projekt „Aufsuchende Seelsorge“. Vier Jahr lang soll die seelsorgerische und diakonische Gemeindearbeit gefördert werden.

Ab sofort bis Herbst 2023 führen die evangelischen Kirchengemeinden Floß und Wildenreuth sowie der Diakonieverein Floß das diakonische Projekt „Aufsuchende Seelsorge“ unter der Trägerschaft des Diakonischen Werkes Weiden durch.

Der Vorsitzende der Diakonie Weiden, Diakon Karl Rühl, ging auf die Ausgangsfrage dieses Projekts ein. „Was benötigen die evangelischen Kirchengemeinden in ihrer dörflichen Struktur an seelsorgerlichen und diakonischen Vorhaltungen? Was ist aus diakonischer Sicht möglich, um die Struktur zu stärken und die Menschen vor Ort, in ihrer gewohnten Struktur, zu begleiten?“

Viel erreicht

Antworten kamen unter anderem in den Sondierungsgesprächen beispielsweise aus Erzählungen über das Wirken von früheren Gemeindeschwestern. „Diese haben mit wenig Mitteln viel erreicht“, stellte Rühl fest. „All das, was wir heute mit modernen Begriffen, wie Case Management beschreiben, ging bei einer Gemeindeschwester ganz selbstverständlich einher und man hatte nicht den Eindruck, obwohl die Not groß war, dass unsere Gemeindeschwester ein Motivations- oder Geldproblem hatte.“ Der Wildenreuther Pfarrer Manuel Sauer betonte dabei den besonderen Auftrag. „Kirche muss bei den Menschen sein und auch im Alltag der Menschen erlebbar werden.“ Weiter sagte er: „Wir wollen mehr. Mehr für die Menschen da sein.“

Eigenständig leben

Der Vorstand der Diakonie Weiden und die Gemeindevertreter haben sich einstimmig auf eine Projektkonzeption verständigt, die eine aufsuchende, helfende, einladende und angebotsorientierte seelsorgerlich/diakonische Gemeindearbeit fördert. Dabei soll es vor allem auch hilfsbedürftigen und älteren Menschen ermöglicht werden, weiterhin eigenständig in ihrer dörflichen Umgebung zu leben.

Neben dem persönlichen begleitenden Kontakt, sollen aber auch Hilfsfelder erkannt werden und über das Individuelle hinaus, in Zusammenarbeit mit der Diakonie, weitere Maßnahmen bedacht und organisiert werden. Stichworte waren unter anderem Fahrdienste, Tagestreffen, offener Mittagstisch, Wohngruppe, Betreuungsleistungen, Babysitterdienst und Kursangebote. „Wir reden in unserer Kirche von der sogenannten ‚Geh-Struktur‘, so Pfarrer Wilfried Römischer aus Floß. „Die Kirche kommt ins Haus. Ich glaube, das kann auch den umgekehrten Weg fördern.“ Nach seinen Worten habe eine aufsuchende Kirche eine kommende Gemeinde.

Die Evangelische Landeskirche in Bayern unterstützt die zwei neuen Projekte und erhofft sich modellhafte Ergebnisse für weitere Überlegungen. Die Förderung hänge auch an der Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Diakonischem Werk. „Ich finde es schön, dass aus den eigenen Reihen der Kirchengemeinden fachlich qualifizierte Personen für die praktische Umsetzung des Projektes gewonnen werden konnten“, betonte Dagmar Deutschländer von der Bezirksstellenarbeit der Diakonie Weiden. Für das Projekt in Floß steht Erika Römischer-Thamm. „Die Stellenbeschreibung hat mich sofort angesprochen. Ich habe selbst bei meiner eigenen Mutter erlebt, wie erdrückend Alleinsein sein kann. Gerne lerne ich Menschen kennen, habe Zeit für das Gespräch, gerade auch in Krisensituationen, wie Krankheit, Trauer oder Sorgen. Alles bleibt bei mir!“ In der evangelischen Kirchengemeinde Wildenreuth konnte für das Projekt Bärbel Ehmann gewonnen werden. Sie ist auch Fachkraft in der Pflege und Betreuung. „Der persönliche Kontakt zu den Menschen liegt mir sehr am Herzen“, so Ehmann. „Gerne besuche ich, ich denke und handle praktisch und bin gerne in der Kirchengemeinde unterwegs“.

https://www.onetz.de/oberpfalz/wildenreuth-erbendorf/kirche-kommt-menschen-id2918320.html

Comments are closed.