Archive for März, 2010

Protestanten und Sozis bald öfter in einem Boot

Donnerstag, März 25th, 2010

Empfang bei der Landessynode in Weiden: SPD und evangelische Kirche wollen Kontakte ausbauen – Rinderspacher: Viele Übereinstimmungen

Weiden. (we) Premiere geglückt: Erstmals hatte die Bayern-SPD am Dienstagabend zu einem Empfang bei der Landessynode der evangelischen Kirche eingeladen – mit ausgezeichneter Resonanz. Mit rund 30 Gästen hatte Landtagsvizepräsident Franz Maget beim Dämmerschoppen im Hotel Stadtkrug in Weiden gerechnet, nahezu 100 Synodale und Politiker folgten aber schließlich der Einladung.

Nach zwei Tagen voller Tagesordnungspunkte frage ich sie: Wo kann man sich besser entspannen als bei der bayerischen SPD? SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher

Für Fraktionschef Markus Rinderspacher bedeutete das einen Redemarathon, musste er doch wegen des Ansturms gleich dreimal seine Begrüßung halten. Der 40-jährige Münchner meinte zu den Gästen: „Nach zwei Tagen voller Tagesordnungspunkte frage ich sie: Wo kann man sich besser entspannen als bei der bayerischen SPD?“

Buß- und Bettag als Feiertag

Während die CSU bereits mehrfach zu ähnlichen Veranstaltungen bei Landessynoden geladen hatte, betrat die SPD damit Neuland. Rinderspacher – selbst evangelisch – bemerkte etliche inhaltliche Übereinstimmungen mit den Protestanten. So fordern die Sozialdemokraten die Wiedereinführung des Buß- und Bettages als Feiertag, sprechen sich für den Sonntags- und Feiertagsschutz und den Erhalt des Ladenschlussgesetzes aus. Auch in der Sozial- und Armutspolitik gebe es viele Ansätze, die man gemeinsam verfolge.

Es gebe großes Interesse an Gesprächen mit der SPD, sagte die Präsidentin der Landessynode, Dorothea Deneke-Stoll. Neben sozialen und bildungspolitischen Fragen könnten dabei ebenso der Klima und Umweltschutz sowie die Wirtschaftsethik diskutiert werden.

„Der Geist von Weiden“

Weidens Oberbürgermeister Kurt Seggewiß (SPD) lobte den ökumenischen Gedanken der Landessynode und äußerte die Hoffnung, dass „der Geist von Weiden im Mai nach München geht“. Dort findet von 12. Bis 16. Mai der 2. Ökumenische Kirchentag statt, bei dem die SPD nach Angaben von Maget mit einem eigenen Stand Präsenz zeigen werde. Außerdem lade die Partei zu einem großen Empfang in den Landtag.

Katholik Franz Maget, der den Arbeitskreis „Kirche und SPD“ leitet, äußerte am Rande des Empfangs Kritik an der Medienschelte von Bischof Gerhard Ludwig Müller. Beim Thema Missbrauch sei es grundverkehrt, mit dem Finger auf andere zu deuten, so Maget. Die Frühjahrstagung der Landessynode geht heute zu Ende.

Politik trifft Kirche (von links): SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher, der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich, Synodalpräsidentin Dorothea Deneke-Stoll, Regionalbischof Hans-Martin Weiß, die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Annette Karl, Landtagsvizepräsident Franz Maget und stellvertretender Fraktionsvorsitzer Thomas Beyer in Weiden. Bild: Werner

Pressemeldung Der neue Tag Weiden / 25.03.2010

Synode kritisiert Hochschulpolitik

Donnerstag, März 25th, 2010

Weiden. (paa) DieLandessynode der evangelischen Kirche ein Bayernhat am Donnerstag bei ihrer Frühjahrstagung in Weiden die Hochschulreformund das Wissenschaftsverständnis kritisiert. Sie beklagt die Verdrängung von Geisteswissenschaften, obwohl diese wesentlich zur Weiterentwicklung der Wert-und Sinnsysteme beitragen würden.

Pressemeldung Der neue Tag Weiden / 26.03.2010

Beim Krabbeln geht es vorwärts

Mittwoch, März 24th, 2010

 

Kleinkindgruppen der Renner: Auf Landessynode in Weiden Ökumene-Atlas vorgestellt

Weiden. (epd/nt/az) Krabbelgruppen sind ein Ökumene-Renner: Das geht aus einer Untersuchung der „ökumenischen Landschaft“ in Bayern hervor, die bei der Frühjahrssitzung der evangelischen Landessynode in Weiden vorgestellt wurde. 32 Prozent der erfassten ökumenischen Veranstaltungen in bayerischen Kirchengemeinden entfallen der Studie zufolge auf den Bereich Kleinkindgruppen.

„Lebensäußerungen“

Für den „Ökumene-Atlas“ wurden Ökumene-Beauftragte aus 63 der insgesamt 68 bayerischen Dekanate befragt. Die Umfrage des „Instituts für Praxisforschung und Evaluation“ der Evangelischen Hochschule Nürnberg zählte insgesamt 51 294 sogenannte „ökumenische Lebensäußerungen“ im Jahr 2008.

Absoluter Spitzenreiter sind ökumenische Gottesdienste: Sie schlagen mit 37,9 Prozent zu Buche, von denen wiederum 20,4 Prozent auf Kasualien wie Hochzeiten und Taufen entfallen. Die meisten ökumenischen Aktivitäten gibt es in den Kirchenkreisen Augsburg (20,4 Prozent), München (20,3 Prozent) und Ansbach-Würzburg (20,2 Prozent). Schlusslicht ist der Kirchenkreis Regensburg mit 9,7 Prozent.

Neben den absoluten Umfragezahlen berücksichtigen die Forscher auch, wie viele Mitglieder die evangelische Kirche in den jeweiligen Kirchenkreisen hat. So steigt die absolute Zahl in der Kategorie „öffentliche Anlässe“ wie Einweihungsfeiern oder Grußworte im Kirchenkreis Regensburg von 14,2 Prozent auf 21,5 Prozent, wenn man die Minderheitenposition der Protestanten in Ostbayern berücksichtigt. Auch bei konfessionsübergreifenden Musikprojekten(33,7 Prozent) und Seelsorgemodellen (50,7 Prozent) wird aus dem Schlusslicht Regensburg so die Nummer eins in Sachen Ökumene.

Taizé-Gebete

Die meisten ökumenischen Taizé-Gebete kann der Kirchenkreis München (47,4 Prozent) vorweisen, die gemeinsame Arbeit mit Kindern ist im Kirchenkreis Augsburg besonders ausgeprägt (31,7 Prozent).

Die besten Schulnoten für das Ökumene-Klima geben sich laut Umfrage die Kirchenkreise Ansbach-Würzburg und Nürnberg mit einem Schnitt von 2,1. „Ökumene“ ist das Schwerpunktthema der Landessynode, die bis Donnerstag (25. März) in Weiden tagt.

Pressemeldung Der neue Tag Weiden / 24.03.2010

Radikalität des Evangeliums eingefordert

Mittwoch, März 24th, 2010

Synodale der evangelisch-lutherischen Kirche in Flossenbürg auf den Spuren Dietrich Bonhoeffers

Flossenbürg. (nm) Neben der Geschichte des von 1938 bis 1945 existierenden Konzentrationslagers rückte am Dienstagnachmittag Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers in den Blickpunkt. 100 Mitglieder der Landessynode der evangelischlutherischen Kirche sahen sich mit Präsidentin Dr. Dorothea Deneke-Stoll und Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in der Ausstellung „Zukunft will verantwortet werden“ um.

Dr. Heinrich Bedford-Strohm forderte an der Stelle, an der Bonhoeffer und weitere Mitglieder des militärischen Widerstandes am 9. April 1945 erhängt wurden, die „Radikalität des Evangeliums“ ein: „Ganz so, wie Bonhoeffer sie vertrat. Sein Denken und Handeln sind nicht überholt, sondern lassen sich im Sinne einer öffentlichen Theologie durchaus in die Gegenwart übertragen.“

Leiden wahrnehmen

Als konkretes Beispiel nannte der Professor an der Uni Bamberg den Umgang mit der Armut. Es gebe in der evangelischen Kirche durchaus viele vorbildliche Hilfseinrichtungen. „Aber wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass jeden Tag Tausende Menschen aufgrund ihrer Armut sterben.“ Leiden in der Welt wahrnehmen und dagegen, auch wenn es unbequem und oft eine Gratwanderung sei, eintreten, das habe Bonhoeffer vorgelebt. Und das sollte aktuell bleiben.

Mehr Platz für Bonhoeffer

Nach dem gemeinsam gesprochenen „Vater unser“ lud Ortspfarrer Herbert Sörgel die Synodalen zum Rundgang durch die Ausstellung im Arrestbau ein. Gedenkstättenleiter Dr. Jörg Skriebeleit und weitere Mitarbeiter stellten Aspekte aus der Entwicklung des Geländes nach dem Krieg vor.

Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass jeden Tag Tausende Menschen aufgrund ihrer Armut sterben. Professor Heinrich Bedford-Strohm

Wesentliche Impulse seien von dem ab 1962 in Flossenbürg wirkenden Pfarrer Heinz Werner gekommen: „Er trat vehement für den Erhalt des Arrestbaus ein, und letztendlich erfolgreich.“

„Gerade Bonhoeffer spielte bei der Entwicklung der Gedenkstätte eine wichtige Rolle“, sagte Skriebeleit. Mit Interesse nahm der Landesbischof zur Kenntnis, dass dem Kirchenlehrer künftig mehr Platz eingeräumt wird. Die Rolle Bonhoeffers und des militärischen Widerstandes sollen in der weiteren Dauerausstellung – sie wird am 10. Oktober eröffnet – beleuchtet werden.

 

Landesbischof Dr. Johannes Friedrich auf den Spuren Bonhoeffers: Viel Zeit blieb aufgrund des straffen Programms zwar nicht, die Ausstellung zum Leben und Werk des Theologen imponierte aber. Bild: nm

Pressemeldung Der neue Tag Weiden / 24.03.2010

Chor für die Kirche

Mittwoch, März 24th, 2010

„Nova Musica“ gibt Konzert für Sanierung von St. Erhard

Plößberg/Wildenau. (lk) In der evangelischen Gemeinde Wildenau beginnen demnächst die Arbeiten zur Sanierung der Kirche St. Erhard. Von den Kosten von 100 000 Euro muss die Kirchengemeinde rund die Hälfte selbst tragen.

Der Wildenauer Frauenchor „Nova Musica“ startete mit einem Benefizkonzert in St. Georg in Plößberg eine Spendenaktion. Der Chor trug moderne Kirchenlieder, Gospels aber auch besinnliche Texte vor. Der Chor zählt derzeit 25 aktive Sängerinnen unter der Leitung von Susanne Bittner.

Nach dem Eingangslied „Wir kommen zu dir“ dankte Pfarrerin Kim Dämmer dem Chor für seinen Auftritt. Es folgten Lieder wie „Bahnt einen Weg unserm Gott“ oder „In deinem Hause bin ich gern, Vater“.

Die Liederblöcke wurden immer wieder von Texten unterbrochen, die die Besucher zum Nachdenken anregen sollten und dies auch taten – denn in der Kirche wurde es während des Vortrags ruhig.

Geistliche Lieder und dazwischen besinnliche Texte: Damit unterhielt der Chor „Nova Musica“ die Besucher der Plößberger Kirche und animierte sie zum Spenden. Der Eintritt beim Konzert war zwar frei, aber Spenden für die Sanierung von St. Erhard in Wildenau waren gerne gesehen. Bild: lk

Pressemeldung Der neue Tag Weiden / 24.03.2010

Neuer Schwung für Ökumene

Dienstag, März 23rd, 2010

Mit Kardinal Walter Kasper predigte erstmals ein hochrangiger Vatikan-Vertreter beim Eröffnungsgottesdienst der bayerischen Landessynode. Bild: Ingrid Popp

Weiden. (upl/paa) Kurienkardinal Walter Kasper hat zum Auftakt der evangelischen Landessynode in Weiden die Gemeinsamkeiten der Christen betont. „Was uns eint, ist weit mehr, als was uns leider immer noch trennt“, sagte der 77-Jährige am Sonntag beim Eröffnungsgottesdienst. Die Ökumene brauche neuen Schwung. „Ohne Willen zur Einheit verspielen wir unsere Glaubwürdigkeit vollends.“ Christen beider Konfessionen hätten die Pflicht, durch Wort und Tat für ihren gemeinsamen Glauben einzustehen. Große Hoffnungen setze er daher in den Ökumenischen Kirchentag in München. Im Pressegespräch machte Kardinal Walter Kasper deutlich, dass die Ökumene auch für Papst Benedikt XVI. ein Anliegen ist. Dieser habe nach seiner Wahl zu ihm gesagt: „Jetzt müssen wir gemeinsam den Weg zur Einheit gehen.“ Die evangelische Landessynode tagt noch bis zum Donnerstag in Weiden.

Pressemeldung Der Neue Tag Weiden / 23.03.2010

Beschwingter Start

Dienstag, März 23rd, 2010

Empfang der Stadt für Landessynode mit launig-kurzen Reden am Pult

Der Eintrag ins Goldene Buch durfte beim Empfang der Stadt für die Landessynode natürlich nicht fehlen: Landesbischof Johannes Friedrich (sitzend) mit (stehend von links) Dr. Dorothea Deneke-Stoll, Präsidentin der Landessynode, Dekan Dr. Wenrich Slenczka, Kardinal Walter Kasper und OB Kurt Seggewiß. Bild: Meierhöfer

Weiden. (eie) Das Personal der Max-Reger-Halle musste lange warten, bis die Gäste endlich kamen. Offenbar war das „Levitenlesen“ durch Kurienkardinal Walter Kasper von der Kanzel der Michaelskirche recht ausführlich ausgefallen. Der Weidener OB Kurt Seggewiß hatte jedenfalls die Lacher auf seiner Seite, als er die Ansprache des katholischen Kirchenmannes an die Mitglieder der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit diesem Begriff belegte.

Bei seiner Begrüßung der 108 Synodalen und sonstigen Gäste gab es eine Vielzahl von Prominenz zu erwähnen. Neben den Sprechern saßen an den Ehrentischen Kardinal Walter Kasper, Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss, Regionaldekan Gerhard Pausch, Ex-Ministerpräsident Günter Beckstein, der Präsident des Ökumenischen Rates Alois Glück, Vertreter der Methodisten, Baptisten Russisch-Orthodoxen, Muslime sowie Landtagsabgeordnete und Stadträte. Der Oberbürgermeister stellte fest, dass der Abstand zwischen den 20 Prozent lutherischen Weidenern und ihren katholischen Mitbürgern geringer geworden sei. Besonders hob er die Leistungen der 280 Mitarbeiter des Diakonischen Werks im sozialen Bereich hervor.

Wir haben eine ganz evangelische Predigt gehört. Landesbischof Johannes Friedrich über die Predigt von Kurienkardinal Walter Kasper.

Die Predigt eines Kardinals in einem evangelisch-lutherischen Gottesdienst zur Eröffnung einer Synode bezeichnete Landesbischof Dr. Johannes Friedrich als „kirchengeschichtliche Einmaligkeit“. „Wir haben eine ganz evangelische Predigt gehört“, attestierte er dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Die Präsidentin der Landessynode, Dr. Dorothea Deneke-Stoll, stellte das Arbeitsprogramm ihres Gremiums für die Frühjahrssynode vor. Sie rief dazu auf, Synergien zu finden, Energien zu bündeln und ein gutes ökumenisches Klima zu schaffen.

Aus der Mitte Europas

Der Weidener Dekan Dr. Wenrich Slenczka möchte – auch ökumenisch – „aus der Mitte Europas über die Grenzen hinwegsehen“. Er dankte der Stadt Weiden für den würdigen Rahmen, in dem die Synode stattfinden könne. Ein besonderer Dank galt den Gottesdienstbesuchern, die – wie Mesner Christian Stahl flink ermittelt hatte – runde 1500 Euro gespendet hatten. Bevor das reichhaltige Buffett eröffnet wurde, trugen sich die Honoratioren noch ins Goldene Buch der Stadt ein.

Pressemeldung Der Neue Tag Weiden / 23.03.2010

Absage an den Kleinmut

Montag, März 22nd, 2010

Landessynode in Weiden: Kurienkardinal Kasper wirbt für ökumenischen Neuanfang

Kardinal Walter Kasper (vorne Mitte), begleitet vom Vizepräsidenten der Landessynode, Heinrich Götz, beim Einzug in die evangelische Michaelskirche. Bild: Popp

Weiden. Große Geste für einen ökumenischen Neuanfang: Der katholische Kurienkardinal Walter Kasper hielt am Sonntagabend die Predigt zum Auftakt der fünftägigen Synode der evangelischen Landeskirche in Weiden. “Ohne neuen ökumenischen Schwung stehen wir im eklatanten Widerspruch zum Auftrag unseres Herrn”, sagte der 77-Jährige in der evangelischen Michaelskirche.

Noch nie zuvor hatte ein so hoher katholischer Würdenträger an einer Synode der evangelischen Landeskirche mitgewirkt. Kasper forderte, im Verhältnis zwischen beiden Kirchen die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund zu rücken.

Zeichen der Hoffnung

Mit Blick auf die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 warb er darum, das in der Ökumene Erreichte nicht zu zerreden. “Seien wir nicht undankbar, machen wir dieses Geschenk nicht madig, nörgeln wir nicht schulmeisterlich daran herum, weil man vielleicht einen Satz mehr, einen anderen weniger und einen dritten hätte besser formulieren können”, sagte er. “Was uns eint ist weit mehr, als was uns leider immer noch trennt.” Christen beider Konfessionen hätten die Pflicht, durch Wort und Tat für ihren gemeinsamen Glauben einzustehen. “Dass evangelische und katholische Christen heute trotz einer schwierigen Geschichte gemeinsam Zeugnis geben, ist für viele ein Zeichen der Hoffnung, dass mit Gottes Gnade Versöhnung wirklich werden kann”, erklärte Kasper. Er wünsche sich, dass diese Hoffnung auch beim 2. Ökumenischen Kirchentag im Mai in München spürbar werde. Zum Ende seiner Predigt regte Kasper einen konkreten Schritt zum Ausbau der ökumenischen Basis an: “Können wir nicht eine lebensnahe, ansprechende, gemeinsame Auslegung des uns gemeinsamen Glaubens wagen?” Dieses gemeinsame Erbe sei “auch heute eine Botschaft für morgen”, betonte er. Die 108 Mitglieder der Landessynode tagen noch bis Donnerstag in Weiden (wir berichteten). Das Kirchenparlament hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, ein Ökumene-Konzept zu verabschieden.

Pressemeldung Der neue Tag / Von Uli Piehler / 22.03.2010 / Netzcode: 2247914

Zitate

„Einfach so weiter, ist angesichts der Situation keine Lösung. Wir brauchen auch als Kirchen einen neuen Anfang.“

„Angesichts geistlicher Sprachlosigkeit und Verödung haben wir allen Grund, gemeinsam mit Freimut von Gott zu reden und in vielen Bereichen noch mehr zusammenzuarbeiten. Viel mehr Menschen als wir denken, warten darauf.“

„Was uns eint ist weit mehr, als was uns leider immer noch trennt.“

„Natürlich will ich nicht über die Schwierigkeiten hinwegreden, die es in unserem Verhältnis gibt. Es wäre unehrlich zu überhören, dass der ökumenische Motor gegenwärtig manchmal stottert.“

Kardinal Walter Kasper in seiner Predigt.

„Ich will meine Bücher nicht zum zweiten Mal über die Alpen schleppen.“

Der Kurienkardinal über seine Pläne für den Ruhestand.

„Wir sollten nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern unser eigenes Haus in Ordnung bringen.“

Kasper zur Kritik des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller an den Medien. (upl/paa)

Mitglieder der Landessynode

Samstag, März 20th, 2010

Von den 108 Mitgliedern der Landessynode werden 89 gewählt. Laut Kirchenverfassung müssen 60 der 89 zu wählenden Synodalen Laien sein. Von den 29 gewählten geistlichen Synodalen müssen zehn das Amt eines Dekans oder einer Dekanin innehaben. 13 Synodale werden durch Landeskirchenrat und Landessynodalausschuss gemeinsam berufen. Drei Synodale – ordinierte Lehrstuhlinhaber – werden von den theologischen Fakultäten der Universitäten München und Erlangen-Nürnberg sowie vom Dozentenkollegium der Kirchlichen Augustana-Hochschule ernannt. Der Landessynode gehören seit 2002 auch drei Jugenddelegierte mit beratender Stimme an, die vom Landesjugendkonvent der bayerischen Landeskirche gewählt werde – darunter Günter Hofmann aus Kirchendemenreuth (Kreis Neustadt/WN). Aus dem Kirchenkreis Regensburg, der weite Teile der Oberpfalz, Niederbayerns und Randbereiche Oberbayerns umfasst, kommen neun Synodale: Der ehemalige Weidener Dekan und jetzige Pfarrer von Landshut, Wolfgang Scheidel, Pfarrer Friedrich Hohenberger aus Regensburg, Pfarrerin Veronika Zieske aus Amberg, Dieter Ehlers (Bogen), Ingeborg Sailer (Vilsbiburg), Dr. Dorothea Deneke-Stoll (Ingolstadt), Professor Gottlieb Leha (Fürstenzell), Karl-Georg Haubelt (Stulln) und Käthe Pühl (Neustadt am Kulm). Für den Kirchenkreis Bayreuth gehören der Synode unter anderem der ehemalige Landrat des Landkreises Wunsiedel, Dr. Peter Seißer, der Pfarrer von Weidenberg, Dr. Peter Hirschberg, und Günter Meyer aus Weidenberg an. (upl)

Pressemeldung Der neue Tag / 20.03.2010 / Netzcode: 2246428

Mehr Ökumene wagen

Samstag, März 20th, 2010

Evangelische Landessynode tagt in Weiden – Kardinal Kasper hält Predigt zum Auftakt

Weiden. Ganz im Zeichen der Ökumene stehen soll die diesjährige Frühjahrstagung der Evangelischen Landessynode, die am Sonntagabend mit einem Festgottesdienst in Weiden eröffnet wird. Am feierlichen Auftakt der Beratungen des Kirchenparlaments der rund 2,6 Millionen Protestanten in Bayern wird ein hochrangiger Würdenträger der katholischen Kirche aus Rom mitwirken: Kardinal Karl Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, predigt im Gottesdienst in der evangelischen Michaelskirche.

Sein Kommen wertet Landessynodalpräsidentin Dorothea Deneke-Stoll als “besonderes Zeichen der Verbundenheit”. Die Landessynode hat sich viel vorgenommen in Sachen Ökumene, geht es dabei doch um die Zusammenarbeit der Konfessionen. Dazu zählt etwa eine neue Ökumene-Konzeption der Landeskirche, die auf eine statistische Auswertung der aktuellen ökumenischen Situation in Bayern basiert. Einzelheiten dazu werden der zuständige Oberkirchenrat im Münchner Landeskirchenamt Michael Martin und der Vorsitzende des synodalen Ausschusses für Weltmission und Ökumene, Fritz Schroth, erörtern. Die Plenarsitzungen zur Ökumene am Montagnachmittag ab 16 Uhr sowie am Dienstagvormittag sind öffentlich.

 Gelungene Beispiele

“Das ökumenische Klima hängt sehr von den jeweils handelnden Menschen ab”, weiß auch die Präsidentin der Landessynode, Deneke-Stoll, aus langen Erfahrungen. Unabhängig von den bestehenden Knackpunkten vor allem in der zentralen Frage des Amtsverständnisses von Pfarrern stellt sie aber fest, dass das ökumenische Leben vor Ort ganz selbstverständlich stattfindet.

Als Beispiele nennt die Präsidentin ökumenische Bibelkreise oder gemeinsame Gottesdienste zu besonderen Anlässen. Manches gehöre heute zur Selbstverständlichkeit, was so vor Jahren zwischen Katholiken und Protestanten noch nicht möglich gewesen wäre. In Weiden werden Gemeinsamkeiten gelungener Ökumene präsentiert die zur Nachahmung anregen sollen.

Angesichts schwindender Kirchenmitglieder, knapper werdender Finanzen sowie aufgrund von Traditionsabbrüchen und Bedeutungsverlust der Volkskirche, appelliert die Präsidentin der Landessynode, mehr Ökumene zu wagen. “Wenn wir unsere christlichen Positionen nach außen deutlich machen wollen, können wir das nur in einem Miteinander und ohne konfessionelles Geplänkel tun”, so Deneke-Stoll. Die Landessynode wolle dafür Mut machen, das ökumenische Leben vor Ort zu stärken und wird auch den Blick auf den zweiten Ökumenischen Kirchentag in Mai in München richten.

Neben dem Schwerpunktthema werden sich die 108 Synodalen, die meisten von ihnen sind keine Theologen, mit Kirchengesetzen, der Einführung eines kaufmännischen Haushalts- und Rechnungswesen für die Kirche sowie über 20 Anträgen und Eingaben von der kirchlichen Basis befassen. Außerdem müssen die Synodalen über die Landesstellenplanung 2010 entscheiden, die eine deutliche Reduzierung der theologisch-pädagogischen Stellen vorsieht. Auf dem Tagungsprogramm steht auch die geplante Verlängerung der Partnerschaft der bayerischen Protestanten mit den ungarischen Lutheranern. Die Landessynode gehört zu den kirchenleitenden Organen und bestimmt mit weitreichenden Kompetenzen den Kurs der Kirche. Die Synodalen beschließen die Kirchengesetze, verabschieden den kirchlichen Haushalt und wählen den Landesbischof. Zu ihren Beratungen kommen die Kirchenparlamentarier im Frühjahr und im Herbst zusammen. Die Tagungen finden in abwechselnd in mehreren Städten Bayerns statt, damit die Synodalen das gesellschaftliche und kulturellen Leben dort kennen lernen.

Auch Missbrauch Thema

Die aktuelle Diskussion über Missbrauchsfälle in der Kirche wird ebenfalls auf der Synode in Weiden thematisiert, auch wenn das Thema nicht direkt auf der Tagesordnung steht. Landesbischof Johannes Friedrich will dazu in seinem Bericht vor den Synodalen sowie Kirchenräten Stellung nehmen.

Ferner werden Landessynodale und Landesbischof während der Tagung am Dienstag die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Kreis Neustadt/WN) besuchen. Dort ist im ehemaligen Arrestbau des Lagers zurzeit die Sonderausstellung “Zukunft will verantwortet werden” zu Leben und Werk des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zu sehen. Er war kurz vor Kriegsende am 9. April vom NS-Regime in Flossenbürg hingerichtet worden.

Die letzte Tagung der Landessynode in Weiden fand 1999 statt. Damals stand die Amtseinführung von Landesbischof Johannes Friedrich, Haushaltsfragen sowie einige Änderungen der Kirchenverfassung im Mittelpunkt.

Pressemeldung Der neue Tag / Von Dirk Johnen, epd / 20.03.2010 / Netzcode: 2246214