Archive for Juni, 2019

Kraft und Zuversicht tanken

Sonntag, Juni 30th, 2019

„Viele Leute fürchten, wir reden nur über Krankheiten, und dann geht es ihnen schlechter.“ Dabei ist genau das Gegenteil der Fall, betont Helvi Lorenz. Die Gruppengespräche geben den chronisch Kranken Halt und neuen Mut.

Genauso ist es der 53-Jährigen selbst ergangen. Deshalb hat sie vor zwei Jahren in Weiden eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Chronisch Entzündlicher Darmerkrankung (CED) ins Leben gerufen. Dabei hat sie bis zur richtigen Diagnose ihrer Erkrankung – sie leidet an Colitis Ulcerosa (CU) – einen jahrelangen Leidensweg zurücklegen müssen.

Seit 2005 litt die Kunststoffingenieurin an CU mit sehr schweren Schüben. 2010 bei einem Besuch ihrer Eltern in Leipzig kam es zum Totalzusammenbruch. Sie wurde als Notfall in die Leipziger Klinik eingeliefert. Dort wurde die richtige Diagnose gestellt. 2016 während eines Kuraufenthalts kam es erneut zu sehr schweren Schüben. Helvi Lorenz wurde zur Not-Operation nach Leipzig transportiert und nach der Entfernung des Dickdarms mit einem Stoma, einem künstlichen Darmausgang, versorgt.

Damals hat sie sich in Leipzig auch einer Selbsthilfegruppe angeschlossen, weil es ihr so schlecht ging. „Nach dem ersten Treffen fühlte ich mich wie ein anderer Mensch“, sagt sie heute. Die Gespräche mit anderen Betroffenen gaben ihr Halt und neue Kraft. Deshalb hat sie 2017 in Weiden ebenfalls eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. „Ich gehe offen damit um, damit andere Betroffene wissen, wo sie sich hinwenden können.“

Zu den Menschen mit Chronisch Entzündlicher Darmerkrankung gehören auch Patienten mit Morbus Crohn. Etwa 400 000 Menschen mit CED leben in der Bundesrepublik, berichtet Lorenz. Die Zusammensetzung der Gruppe – Frauen und Männer im Alter von 21 bis 75 Jahren – zeige: „Es kann jeden treffen“. Von den 17 Gruppenmitgliedern kommen jeweils 6 bis 10 zu den regelmäßigen Treffen jeden ersten Donnerstag im Monat im Sankt-Michaels-Zentrum.

Dabei hat sich gezeigt, dass es an CED-spezialisierten Gastroenterologen für die ambulante Versorgung von CED-Patienten in der Region fehlt. Es gibt zwar einen Facharzt am Weidener Klinikum. Der sei aber nicht für die ambulante Versorgung zuständig, weiß Helvi Lorenz. „Die Teilnehmer unserer Selbsthilfegruppe fahren deshalb zu Spezialisten in Burglengenfeld, Regensburg, München, Tübingen oder Leipzig.“ Ein Krankheitsschub kündige sich zwar an, zum Beispiel durch Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber oder Durchfall. „Dann noch 100 Kilometer zu fahren, ist nicht einfach. Dabei ist gerade dann eine schnelle medikamentöse Versorgung wichtig. Trotzdem kann man nicht jedesmal gleich in die Klinik.“

In den Gruppentreffen sprechen die Teilnehmer über die Symptome ihrer Krankheiten, die von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen können, ebenso wie über die medikamentöse Behandlung oder auch private Themen, die mit der Krankheit überhaupt nichts zu tun haben. „Wir organisieren außerdem die Teilnahme an Arzt-Patienten-Seminaren über die Dachorganisation DCCV.“ Wichtig sind Fragen der Alltagsbewältigung, sagt Lorenz. Neue Interessierte sind jederzeit willkommen und können sich bei Helvi Lorenz melden unter Telefon 0961/47062288, mobil 0160/97595855 oder per Mail an helvi_lorenz@t-online.de

Das Thema Ernährung spielt ebenfalls ein große Rolle. Deshalb wird demnächst eine Ernährungsberaterin einen Vortrag halten. Dabei hat die Ernährung ursächlich nichts mit der Erkrankung zu tun, betont Lorenz. „Man kann alles essen, was man verträgt.“ Viele würden allerdings bestimmte Lebensmittel meiden, weil diese bei ihnen Schmerzen auslösten. „Das ist aber ganz subjektiv.“ Sie selbst esse nach ihrer Operation wieder alles: Fleisch, Fisch, Gemüse, Kartoffeln und Obst. Vor der OP dagegen hätten ihr Kartoffeln und Reis Schmerzen verursacht. „Und Bananen gingen überhaupt nicht.“ Sie selbst magerte damals auf 47 Kilo ab. „Mangelernährung ist ein großes Problem.“ Für Helvi Lorenz sind diese Zeiten vorbei.

HINTERGRUND:

Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa

Etwa 400 000 Bundesbürger leiden laut Helvi Lorenz an einer Chronisch Entzündlichen Darmerkrankung (CED), also Mobus Crohn oder Colitis Ulcerosa. Beide Erkrankungen verlaufen in Schüben, weisen verschiedene Symptome und Begleiterkrankungen auf und begleiten die Patienten ein Leben lang. Colitis Ulcerosa tritt nur im Dickdarm auf, die oberste Schicht der Darmwand ist entzündet. Morbus Crohn dagegen kann im gesamten Verdauungstrakt auftreten, das heißt vom Mund bis zum After.

Infotag für Selbsthilfegruppen

„Selbsthilfegruppen wie die für Patienten mit Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen sind für die Betroffenen wichtige Stützen in Problemsituationen“, sagte Ramona Kriegler. Die Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle beim Diakonischen Werk plant mit Unterstützung ihrer Verwaltungskraft Nicole Zeitler für Herbst eine Premiere. Am Samstag, 28. September, von 13 bis 18 Uhr wird der erste Selbsthilfe-Tag stattfinden. In Workshops, durch Vorträge und an Ständen können sich Selbsthilfegruppen aus der Region bei dieser Gelegenheit vorstellen. „Wir wollen den Menschen die Idee der Selbsthilfegruppen nahebringen“, sagt Kriegler. Mancher Bürger sei diesem Gedanken gegenüber noch sehr verschlossen.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/kraft-zuversicht-tanken-id2765344.html

Frauenkreis feiert „30-Jähriges“

Montag, Juni 10th, 2019

„Wir sind eine zusammengeschweißte Clique“, beschreibt Leiterin Gisela Bauschke den evangelischen Frauenkreis. Jeden Monat wird gesungen, gebetet und gelacht. Das 30jährige Bestehen des Kreises feierten die Damen mit Pfarrer Christoph Zeh.

Mitgründerin Olga Rottmann erzählt von den Anfängen des Frauenkreises. „Ich habe damals hergeheiratet und Anschluss gesucht.“ Es stellte sich heraus, dass sie mit diesem Gedanken nicht alleine war, und so fanden sich schon bald Mitstreiterinnen. Nur beim damaligen Pfarrer Klaus Rettig stieß die Idee anfangs nicht auf Begeisterung: „Er hatte ein bisschen Angst, dass seine Frau zu sehr eingespannt werden könnte.“ Die Bedenken verflogen jedoch schnell. „Von Anfang an sind wir auf eigenen Füßen gestanden.“

Als Frauen der ersten Stunde sind Rottmann und Bauschke immer noch mit Eifer dabei. Jeden ersten Donnerstag im Monat trifft sich der Frauenkreis im Gemeindehaus. Dabei gibt es immer ein Thema mit einer Tageslosung, für dessen Auswahl Marga Rose zuständig ist. Im Anschluss wird gebetet, gesungen und auch mal gefeiert. Einmal jährlich gibt es einen Ausflug. „Wir haben in den 30 Jahren viele frohe Stunden, aber auch immer wieder Trauriges miteinander erlebt, wenn wir von Einer aus unserer Mitte Abschied nehmen mussten“, erzählt Bauschke.

Im Anschluss an eine Gedenkminute hielt Pfarrer Zeh eine kurze Andacht. Thema waren die Schlüssel des Himmels, die ganz unterschiedlich ausfallen können. Als „Anschauungsobjekt“ nahm er seinen eigenen Schlüsselbund zur Hand. Auch ein Autoschlüssel könne ein Stück Himmel öffnen, wenn man damit beispielsweise Kranke zum Arzt fährt oder mit in die Kirche nimmt. Und mit dem Haustürschlüssel könne man sein Heim jemandem öffnen, der gerade Zuflucht sucht. „Auch die Arbeit des Frauenkreises hat in den letzten Jahrzehnten oft ein Stück Himmel aufgeschlossen.“

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Goldenen Kronenkreuzes durch Dagmar Deutschländer von der Diakonie Weiden. Das Kronenkreuz wird von der Diakonie Deutschland als Zeichen der Dankbarkeit für herausragenden Einsatz im Dienst am Nächsten über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren vergeben.

„Die Anstecknadel sieht ein bisschen aus wie ein Kreuz mit Ohren“, verglich Deutschländer. Und das sei ihr auch immer der liebste Vergleich, weil gerade das Zuhören in der diakonischen Arbeit eine entscheidende Rolle habe. Geehrt wurden Gisela Bauschke, Marga Rose und Olga Rottmann für ihr langjähriges Engagement in leitender Position des Frauenkreises.

Nicht ohne Stolz zählte Deutschländer die breite Palette an diakonischen Aktivitäten in Erbendorf auf, darunter der ökumenische Kleine Dienst. Weiterhin ausgezeichnet wurden die Frauen, die schon von Beginn an dabei sind. Eine Urkunde erhielten Sigrid Häupler, Elfriede Häupl, Liselotte Krauß und Waltraud Häupler, Olga Rottmann, Gisela Bauschke und Marga Rose. Für jede gab es außerdem ein Sträußchen bunte Blumen.