„Angesichts der demografischen Entwicklung müssten eigentlich Stellen abgebaut werden“, sagt Diakon Karl Rühl. Doch die Evangelische Landeskirche macht das Gegenteil. Sie stockt die Stellen in der Fläche auf.
Weiden (PS) „Die Kluft zwischen dem boomenden Arbeitsmarkt und Menschen, die zu kurz kommen, wie zum Beispiel Langzeitarbeitslose, wird vernachlässigt“, kritisiert Rühl die Politik. „Die Kirche dagegen greift diese Probleme auf.“ Vier Teilzeitstellen hat die Evangelische Landeskirche genehmigt, berichtet der Geschäftsführende Vorstand des Diakonischen Werkes: Drei in Weiden, eine in Fuchsmühl. In allen vier Fällen handelt es sich um bereits bestehende Dienste beziehungsweise Beratungsangebote, die stundenmäßig ausgeweitet werden.
Mehr Multiproblemlagen
Um 11,5 Stunden pro Woche aufgestockt wurde die sogenannte Kasa-Stelle (Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit) im Dekanat Weiden. Die Diplom-Sozialpädagogin Astrid Baierl übernimmt seit Januar die Betreuung neuer Klienten. „Wir können dadurch eine wöchentliche Außensprechstunde im Werkhof Tirschenreuth anbieten“, freut sich ihre Kollegin Dagmar Deutschländer, die bereits seit vielen Jahren als Vollzeitkraft auf diesem Gebiet tätig ist. Sie hat festgestellt: „Es treten immer mehr Multiproblemlagen auf.“ Beispiel gefällig? Eine Mutter sucht Rat, weil das Kind in der Schule schlecht ist. Dabei stellt sich heraus, dass der Mann keine Arbeit und die Familie Schulden hat. „Diese Vielfalt der Probleme erdrückt die Familien. Die wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen.“ Die Sozialpädagoginnen helfen dabei, die Probleme zu ordnen, um sie nach und nach anzugehen. Sie vermitteln auch an Fachberatungsstellen weiter, helfen bei Behördengängen und Anträgen.
Seit 1. Mai betreut Angelika Kennedy im Auftrag der Evangelischen Landeskirche syrische Kontingentflüchtlinge. Haupteinsatzbereich ist dabei Fuchsmühl, weil dort derzeit die meisten syrischen Flüchtlinge untergebracht sind.
Von einer halben auf eine Vollzeitstelle ausgeweitet werden soll ab Sommer der Beratungsdienst im Weidener Asylbewerberheim. Zuständig dafür ist bisher Diplom-Sozialpädagogin Nadine Röckl-Wolfrum. Die Aufstockung hängt laut Rühl auch damit zusammen, dass künftig noch mehr Asylbewerber in Weiden erwartet werden.
Von einer Viertel- auf eine halbe Stelle ausgeweitet wird laut Karl Rühl außerdem noch in diesem Jahr die Proaktive Beratungsstelle für häusliche Gewalt. Nach einem Konzept des bayerischen Staatsministeriums ist diese Stelle am Frauenhaus angesiedelt. Die Fachkraft schaltet sich dann ein, wenn es bei Fällen von häuslicher Gewalt zu einem Polizeieinsatz kommt. Sie klärt ab, welche Hilfeleistungen die betroffene Frau zuallererst benötigt, soll aber auch die Schulung von Beamten zum Thema häusliche Gewalt übernehmen.
Steuergelder fließen zurück
„Die Landeskirche gibt damit Steuergelder in die Fläche zurück“, betont Rühl. Denn die vier Stellenaufstockungen werden zum Großteil von der Evangelischen Landeskirche finanziert.