Ein Kaufhaus für Möbel, Kleidung und mehr

Diakonie eröffnet ein „Gebrauchtwarenkaufhaus“ – Arbeit für Menschen mit Handicap

 

 

Eine Vielzahl an Ehrengästen drängt sich im neuen Möbelhof der Diakonie.

 

Cham. (ge) Sofa, Jacke oder Nähmaschine – der „Möbelhof“ der Diakonie hat einiges zu bieten. In der ehemaligen Werkhalle eines Grillgeräteherstellers in Katzbach hat der Wohlfahrtsverband seinen neuen Ableger eröffnet. Gestern spendete Dekan Walter Kotschenreuther im Beisein zahlreicher Ehrengäste den kirchlichen Segen.

 

„Zum 50. Geburtstag habe ich mir die ‚Tafel‘ gewünscht. Zum 55. Geburtstag habe ich festgestellt, dass wir als Ergänzung einen Möbelhof brauchen“, stellte Dekan Kotschenreuther lachend fest. Die Idee ist Realität geworden. Seit August 2011 werden in der Fabrikhalle gebrauchte Haushaltsgüter günstig angeboten. Dazu hatte sich der Chamer Verband Unterstützung aus Weiden geholt. Cham ist der vierte Werkhof, der unter dem Dach der Diakonie Weiden eröffnet worden ist. Die Initiative geht auf das Jahr 1985 zurück, erklärte Markus Friedrich, Sozialarbeiter der Diakonie Weiden, in seinem Grußwort. Damals schnellte die Arbeitslosigkeit in der Oberpfalz enorm nach oben. Um den Betroffenen zu helfen, wurde die Idee des „Gebrauchtwarenkaufhauses“ geboren. Drei Ziele führte Friedrich als Beweggründe an: ,,Wir wollen gebrauchte Artikel vor dem Wegwerfen bewahren, wollen Bedürftigen günstige Möbel anbieten und Arbeitslosen eine sinnvolle Beschäftigung geben.“

 

Arbeit ist Berufung

Um die vier Möbelhöfe auf eine neue rechtliche und finanzielle Basis zu stellen, hat die Diakonie die „Aktion Mensch“ ins Boot geholt und wird eine Integrationsfirma gründen. Sprich: Die Hälfte der Mitarbeiter soll schwerbehindert sein. Die noch zu gründende GmbH wird, so Friedrich, eine „schwarze Null“ schreiben. „Wir sind nicht gewinnorientiert“, fügte Karl Rühl, Vorstand der Diakonie Weiden, an. Aber die verschiedenen Einrichtungen müssen sich finanziell tragen. Bühl wies zudem auf die „sinnstiftende Bedeutung der Arbeit“ hin. Der Vorstand: „Wir bieten keine Almosen, sondern Arbeit. Arbeit ist Berufung.“

 

Die Entstehung des Chamer Möbelhofes erläuterte Oswald Probst, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Cham und Regen. Schon von Beginn an war das Interesse enorm. „Lieferanten hatten wir genügend. Was bisher noch gefehlt hat, waren die Kunden. Die Nachfrage zieht jetzt aber spürbar an“, stellte Probst zufrieden fest. Er betonte, dass sich das Angebot – vom Löffel bis zum Kinderbett – nicht nur an sozial Schwache wendet. Probst: ,,Auch Chefärzte dürfen bei uns kaufen.“

 

Ein „Dankeschön für die Initiative“ sagte Sozialstaatssekretär Markus Sackmann. An Dekan Kotschenreuther gewandt, stellte der MdL fest: „Sie sind die Triebfeder für diese Projekte.“ Sackmann wies auf die vielen Initiativen im Freistaat hin, räumte aber auch punktuellen Nachholbedarf ein: „Trotz einer guten Arbeitslosenquote von derzeit 5,2 Prozent gibt es Bevölkerungsschichten, an denen der Aufschwung vorbeigeht.“

 

Dies unterstrich Landrat Franz Löffler in seinem Grußwort. Den Möbelhof wertete er als Baustein für mehr „soziale Gerechtigkeit in einem wirtschaftlich aufstrebenden Landkreis“. Bürgermeisterin Karin Bucher betonte die vielschichtigen Chancen, die die Einrichtung eröffnet: Sie bietet Arbeit und verwertet gebrauchte Waren. Bucher outete sich als EBay-Fan, der mit Secondhand-Kleidung kein Problem hat.

 

„Innovative Idee“

Mit Hans-Peter Hausladen, stellvertretender Leiter der Arbeitsagentur im Landkreis Cham, sowie Josef Beer, Geschäftsführer des Jobcenters, waren auch zwei Kooperationspartner der Diakonie gekommen. Beer erklärte, dass 70 Prozent der Hartz-IV-Empfänger Handicaps haben, Sein Fazit: „Wir brauchen also solche innovative Ideen.“

CHAM Samstag, 3. März 2012

 

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