Warum greifen Frauen zu Suchtmitteln? Wie sehen Behandlungskonzepte speziell für suchtkranke Frauen aus? Diese Fragen sind unter anderem Thema beim Selbsthilfefachtag in Weiden.
von Mareike Schwab
Unabhängig von Alter, Geschlecht und der aktuellen Lebenssituation: „Sucht kann jede(n) treffen“. Unter diesem Motto steht der Selbsthilfefachtag „Sucht und Gesundheit“ in Weiden. In diesem Jahr steht die geschlechts- und altersspezifische Suchtthematiken im Fokus. Ein Drittel der Suchtkranken in stationärer Behandlung sind Frauen, sagt Sandra Schmid, Leiterin der Abteilung für frauenspezifische Therapie in der Johannesbad Fachklinik in Furth im Wald. Die Psychologin möchte ihren Vortrag beim Suchtfachtag deshalb nutzen, um mit Vorurteilen gegenüber suchtkranken Frauen aufzuräumen.
Frauen konsumieren heimlich und wirkungsbezogen, erklärt Schmid. Das heißt, sie nutzen beispielsweise die stimulierende Wirkung von Alkohol, um mehr leisten zu können und der Mehrfachbelastung standzuhalten. Männer hingegen konsumieren häufig im Sozialverband. Der Ursprung der männlichen Sucht liegt also meist woanders. Deshalb seien geschlechterspezifische Angebote, also Angebote speziell auf Frauen oder Männer zugeschnitten, auch so wichtig, sagt Schmid.
Neben stationären Behandlungen spielen vor allem Selbsthilfegruppen bei der Rehabilitation eine große Rolle. 20 Prozent der Suchtkranken schafften es laut Schmid ausschließlich durch den Besuch einer Selbsthilfegruppe abstinent zu werden. Bei der Bewältigung des Alltags mit der Sucht oder der Problematik kann eine ebenfalls betroffene Person sehr gut vermitteln, sagt Irena Težak, Geschäftsführerin der Selbsthilfekoordination Bayern. Der Austausch in einer Gruppe mit anderen, die dasselbe Problem haben, ist etwas völlig anderes als eine medizinische oder therapeutische Behandlung. „Selbsthilfe versteht sich als Ergänzung zum Profisystem“, sagt Težak.
Doch wo gibt es Selbsthilfegruppen und Selbsthilfekontaktstellen in der Oberpfalz? Auch darüber soll der Fachtag der Selbsthilfekoordination Bayern am Freitag, 14. Juni, in der Max-Reger-Halle informieren. Teilnehmen darf jeder: Egal ob Betroffene, Angehörige, interessierte Bürger oder Mitarbeiter im Sucht- und Gesundheitsbereich. Ziel des Suchtfachtags ist es, Selbsthilfe, also das Erfahrungswissen von Betroffenen und die Profiseite, also Mitarbeiter von Beratungsstellen oder Fachkliniken, auf Augenhöhe miteinander in Kontakt zu bringen, sagt Irena Težak.