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70 Jahre Müttergenesungswerk: Beratungsstellen für überlastete Eltern in Weiden

Montag, Mai 4th, 2020

Finanzieller Druck, schwieriges Zeitmanagement, Patchwork-Familien, Trennungen, Doppel- oder Dreifachbelastung durch Beruf, Erziehung und Pflege, Zwillings- und Mehrlingsgeburten, Entwicklungsstörungen beim Kind, Erkrankung oder Behinderung, Sorgerechtsstreitigkeiten und viele weitere Faktoren können Mütter und Väter an ihre Leistungsgrenzen bringen. Wer über eine Kur des Müttergenesungswerks (MGW) nachdenkt, die sich speziell an Elternteile richtet und bei der die Kinder dabei sein können, kann sich bei der Diakonie Weiden und dem Caritasverband für Weiden und den Landkreis Neustadt beraten lassen. Dagmar Deutschländer (Diakonie) und Elisabeth Hirn (Caritas) helfen bei der ersten Einschätzung, ob eine Maßnahme des MGW angebracht ist, beim Ausfüllen des Antrags und geben bürokratische Unterstützung im Falle einer Ablehnung.

Besonders Mütter angesprochen

Beide Beraterinnen weisen auf die rechtliche Verankerung der Kuren hin. Sie gehören zu den Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Belastete Mütter und Väter haben also ein Recht auf Vorsorgemaßnahmen mit oder ohne Kinder in den 74 MGW-Kliniken. „Es gilt nicht: ambulant vor stationär. Es ist nicht nötig, erst alle ambulanten Maßnahmen auszuschöpfen. Eine ganzheitliche, interdisziplinäre Kur kann man nicht ersetzen durch ambulante Maßnahmen“, erklärt Dagmar Deutschländer. Voraussetzung für die Genehmigung einer Kur ist allerdings eine durch einen Arzt attestierte medizinische Indikation.

Diese sei vor allem bei Frauen häufig gegeben. Überlastete Mütter sollten sich laut Dagmar Deutschländer häufiger bewusst machen: „Ich habe auch mal ein Recht auf drei Wochen ohne Kids.“ Die Hilfestellung sei da. Es gehe darum, sich zu trauen, das Angebot anzunehmen. „Die Frauen sind heute älter als früher, wenn sie Kinder kriegen. Dadurch haben sie häufig gleichzeitig pflegebedürftige Eltern und dadurch eine Doppelbelastung“, weiß sie aus zahlreichen Gesprächen.

„Es ist oft der Wahnsinn. Die Frauen haben keine Kapazitäten, durchzuschnaufen. Der Tag beginnt um 5.30 Uhr und endet um 22.30 Uhr mit dem Zusammenlegen der Bügelwäsche.“ Die Erschöpfung zeige sich erst nach einer langen Belastungsphase, ergänzt ihre Kollegin von der Caritas. „Den Kindern geht es nur so gut, wie es der Familie und besonders der Mutter geht.“ Außerdem gehen Frauen laut Dagmar Deutschländer zu selten wegen sich selbst zum Arzt, nach dem Motto: „Die Bandscheibe hat ja schon immer wehgetan.“

Recht auf Widerspruch

Die beiden Frauen wissen aus Erfahrung, dass die Krankenkassen die beantragten Kuren relativ oft ablehnen. „Das ist oft wie eine Ohrfeige für die Frauen“, sagt Elisabeth Hirn. „Die Krankenkassen sollten der ärztlichen Verordnung einer Kur auch Rechnung tragen.“ Es sei meist ein langer Weg, sich die Erschöpfung einzugestehen, ergänzt Dagmar Deutschländer. Eine Ablehnung wirke, „als wäre man zu hysterisch“. Auf den Widerspruch haben Antragsteller ein Recht. Hirn und Deutschländer unterstützen dabei.

Im Vergleich zu anderen Kuren sehen die Beraterinnen bei den Maßnahmen des Müttergenesungswerks einige Vorteile. „Es gibt einen großen Zusammenhalt bei den Frauen in den MGW-Kurhäusern, weil sie über die ganze Aufenthaltsdauer zusammen sind“, erklärt Dagmar Deutschländer als Beispiel. Denn die dreiwöchigen Kuren starten zu festgelegten Terminen.

Der intensive Austausch untereinander führe zu mehr Wissen bei den Müttern über Hilfsangebote nach der Kur. „Die Mütter kommen gestärkt und mit guten Vorsätzen wieder“, meint sie. „Viele Frauen lernen durch die Kur, besser auf sich zu achten.“ Außerdem könne eine Kur die Mutter-Kind-Beziehung stabilisieren. Und wenn eine Mutter alleine zur Kur geht, könnt dies das Familiensystem positiv verändern, „weil man zu Hause merkt, wie es ohne die Mutter läuft“.

Ergebnisoffene Beratung

Die Empfehlungen der beiden Fachfrauen sind nicht an das Müttergenesungswerk gebunden. „Wir erklären, was eine mögliche Kur ist und was nicht“, so Deutschländer. In einigen Fällen raten die Fachfrauen von einer Kur ab oder empfehlen andere Maßnahmen. „Man muss als Voraussetzung kurbedürftig und kurfähig sein.“

INFO:

Beratung während der Coronakrise

Die Coronakrise wirkt sich auf die Arbeit von Caritas und Diakonie aus. Die Beraterinnen helfen telefonisch. Trotzdem: „Momentan ist die Kurenvermittlung schwierig“, sagt Dagmar Deutschländer. Das liege vor allem an den Kurhäusern, die entweder Vorhaltestationen für Coronapatienten oder ganz geschlossen seien.

Auch bereits geplante Kuren können derzeit nicht angetreten werden. „Alles wird verschoben“, betont Deutschländer. Ärgerlich: Viele sogenannte Schwerpunktkuren finden nur einmal im Jahr statt. „Die Frauen müssen wieder warten.“ Krankenkassen genehmigten derzeit eine Verschiebung der Kur ohne neues Attest oder Antrag. „Das läuft wirklich unkompliziert“, sagt die Fachfrau.

Deutschländer erwartet in Folge der Corona-Pandemie einen „Kuren-Boom“. Homeoffice, Unterricht daheim, Sorgen um die Eltern: „Das zehrt an den Familien. Und sind wir uns mal ehrlich: Das bleibt meistens an den Frauen hängen.“ (tsa)

MÜTTERGENESUNGSWERK UND KONTAKT VOR ORT:

Bei der Gründung des Müttergenesungswerks (MGW) 1950 standen die Belastungen durch Kriegsfolgen im Fokus. Gründerin Elly Heuss-Knapp erreichte die gesetzliche Verankerung der Mütterkuren. Später kamen Angebote für Mütter mit Kindern hinzu. Heute gibt es außerdem Kuren für Väter, Väter und Kinder sowie pflegende Angehörige. In Deutschland gibt es 74 Kliniken unter dem Dach des MGW.

Über 1000 Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände unterstützen Interessierte in Vorgesprächen, bei Widersprüchen und in der Nachsorge.

Ansprechpartnerinnen in Weiden:

  • Caritasverband Weiden und Landkreis Neustadt/WN: Elisabeth Hirn, Telefon: 0961/3891-40, E-Mail: e.hirn@caritas-weiden.de. Die Geschäftsstelle zieht Anfang März von der Nikolaistraße 6 in die Bismarckstraße 21 um. Während des Umzugs kann es Probleme bei der Erreichbarkeit geben.
  • Diakonie Weiden: Dagmar Deutschländer, Sebastianstraße 18, Telefon: 0961/38931-16 (Anrufbeantworter nutzen), E-Mail: dagmar.deutschlaender@diakonie-weiden.de.

Frauenhaus: Schutz in der Krise

Montag, April 13th, 2020

In Zeiten von Corona erhält das Thema Partnerschaftsgewalt in den Medien neue Beachtung. Doch Häusliche Gewalt gehört schon seit langem zum Alltag in Deutschland. Und auch in der Oberpfalz.

Wie bei allen Frauenhäusern ist auch der Standort des Frauenhauses in Weiden streng vertraulich. „Das gibt ein Stück Sicherheit für die Frauen, die bei uns Zuflucht finden“, sagt Enikö Nagy, 41, Sozialpädagogin und seit 2019 Leiterin des Frauenhauses in der Max-Reger-Stadt. Und eben diese Sicherheit ist von hoher Wichtigkeit.

Sieben Frauen und bis zu zehn Kinder können im Weidener Frauenhaus aufgenommen werden. In der Gemeinschaftswohneinrichtung hat jede Frau zusammen mit ihren Kindern ein eigenes Zimmer. Pro Etage gibt es zur gemeinsamen Nutzung eine Küche und ein Bad. Den Alltag organisiert jede Frau selbst. „Die Frauen, die zu uns kommen, suchen Schutz und Hilfe“, sagt Enikö Nagy. Sie sind Opfer von häuslicher Gewalt.

Experten befürchten, dass die Coronakrise eine starke Zunahme der Gewalt in Beziehungen auslöst. Auch Kinderschutzbund und Frauennotruf schlagen Alarm. Dass die Befürchtung nicht unbegründet ist, wird am Beispiel China deutlich: Während der Krise verdreifachten sich die Fälle häuslicher Gewalt. In Frankreich verzeichnete die Polizei innerhalb acht Tagen Ausgangssperre einen Anstieg von 32 Prozent bei ihren Einsätzen im Bereich häuslicher Gewalt. Auch in Weiden stellt man sich auf eine deutliche Zunahme ein. Bei nur sieben Plätzen für Frauen ist die Kapazität allerdings schnell erschöpft. Es gibt 350 Frauenhäuser in Deutschland, doch unabhängig von der derzeitigen Situation fehlen hier 14 600 Schutzplätze. In Weiden denkt man über Ausweichkapazitäten nach. „Falls unser Haus komplett besetzt ist, weisen wir die Frauen keinesfalls ab, sondern vermitteln sie – so schnell es geht – in eine andere Einrichtung“, sagt Enikö Nagy.

Bett, Bad und Gespräche

Die telefonische Kontaktaufnahme mit dem Frauenhaus in einer Notsituation ist denkbar einfach, und wird auch während der Krise aufrechterhalten. „Die Frauen können bei uns anrufen und sich beraten lassen. Das geht, auch ohne den eigenen Namen zu nennen“, sagt Nagy und erklärt, dass Anonymität oft eine Hemmschwelle beseitige. Möglich seien natürlich auch eine persönliche Beratung und gegebenenfalls die anschließende Unterbringung im Frauenhaus.

Alleine mit der Unterbringung im Frauenhaus sind die Probleme zwar nicht gelöst, aber es ist ein Anfang gemacht. Zusammen mit drei Kolleginnen und einer Praktikantin leistet Enikö Nagy vielfältige Hilfe. Außer „Bett, Bad und Hilfe beim Ausfüllen von Formularen“, wie auf der Internetseite des Frauenhauses zu lesen ist, gibt es auch die Möglichkeit zu Gesprächen. Diese ermöglichen es den betroffenen und oft traumatisierten Frauen, das Erlebte aufzuarbeiten. Und noch viel wichtiger: Im Frauenhaus werden ihnen Alternativen aufgezeigt. Denn Alternativen gebe es immer. „Die Frauen werden gestärkt, wir zeigen ihnen, dass ein besseres Leben möglich ist, dass es Hoffnung gibt, dass es Lösungen gibt“.

Entscheiden muss jede Frau selbst

Bereits dieser Ansatz würde den Frauen Mut machen, denn in vielen Fällen hätten die Frauen in der bestehenden Beziehung zum Partner ihren Selbstwert und die Selbstachtung verloren. Enikö Nagy bekräftigt: „Wir geben ihnen die Möglichkeit für einen Neuanfang und auch für den Neuaufbau ihres Selbstwertgefühls.“ Nagy betont aber gleichzeitig: „Wir beraten die Frauen mit dem Ziel, zu einer tragfähigen Entscheidung zu kommen. Sei es die Entscheidung, in der Beziehung zu bleiben mit unterstützenden Angeboten, oder der Entschluss, einen Neuanfang auf eigenen Beinen zu wagen. Die Entscheidung muss jede Frau selbst treffen.“

Derzeit rückt die Coronakrise das Thema häusliche Gewalt ins Rampenlicht der Gesellschaft. Der Aufschrei ist groß. Die Leiterin des Frauenhauses Weiden registriert das mit einem Kopfschütteln. Denn: „Häusliche Gewalt ist immer da. Sie war auch schon da vor Corona.“ Durch die Pandemie sei sie nur verstärkt von den Medien aufgegriffen worden. Und, so befürchtet die Sozialpädagogin, das Interesse an der Thematik könnte mit dem Verschwinden des Coronavirus auch ganz schnell wieder versiegen. Leider sind diese Befürchtungen von Nagy und ihrem Frauenhaus-Team nicht ganz unbegründet.

INFO:

Hilfetelefone

An wen kann ich mich wenden?

  • Frauenhaus Weiden, Telefon: 09 61 / 389 31-70
  • Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, Telefon: 0 80 00-11 60 16 (kostenfrei) oder im Internet: www.hilfetelefon.de
  • Dornrose e.V., Telefon: 09 61 / 330 99 (Fach- und Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt und Frauennotruf)
  • Opfertelefon Weißer Ring, Telefon: 116 006 oder im Internet www.weisser-ring.de

INFO:

Ausgangsbeschränkung gilt nicht für das Aufsuchen eines Frauenhauses

Darf ich trotz Ausgangsbeschränkung ins Frauenhaus? Das Aufsuchen eines Frauenhauses gilt als triftiger Grund, das Haus zu verlassen, wie das Staatsministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend informiert. Auch das Aufsuchen „einer Fachberatungsstelle/eines Notrufs für von sexualisierter und/oder häuslicher Gewalt betroffene Frauen und von sexualisierter Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche in Bayern“ gilt demnach als triftiger Grund.

https://www.onetz.de/deutschland-welt/weiden-oberpfalz/frauenhaus-schutz-krise-id3008470.html

Maria-Seltmann-Haus spendet an Frauenhaus

Mittwoch, Januar 22nd, 2020

Die Leiterin des Frauenhauses Enikö Nagy informiert im Maria-Seltmann-Haus über häusliche Gewalt gegen Frauen und das Angebot des Hauses. So können die Zuhörer einschätzen, wie wichtig die Arbeit ist, die mit dieser Spende unterstützt wird.

930 Euro waren beim Weihnachtsbasar der Kreativgruppen des Maria-Seltmann-Hauses zusammengekommen. Socken, Töpferarbeiten, Patchwork, Geschreinertes, Bastelarbeiten aller Art und viele andere von den Kreativgruppen hergestellte Gegenstände waren verkauft worden. Jetzt übergab das eingenommene Geld Waltraud Ertl, Leiterin der Kreativgruppen im Maria-Seltmann-Haus, an die Frauenhaus-Leitung.

Dass diese Spendenübergabe mit so viel Beifall begleitet wurde, dürfte auf die vorher gehörten Informationen über die von Gewalt betroffenen Frauen zurückzuführen sein. Schon der Titel der Veranstaltung drückte es drastisch aus „Schluss mit der Romantik – über häusliche Gewalt unter unseren Dächern“. Vorgetragen wurde gleich zu Beginn, dass jede vierte Frau mindestens einmal im Leben solche Gewalt erlebt. Dabei seien nicht nur die Frauen selbst betroffen, sondern auch deren Kinder. Frauenhaus-Mitarbeiterin Baierl sprach von einer „Spirale der Gewalt“ in den Familien. Gewalt der Väter werde oft als normales Rollenmuster erlebt. Beobachtungen im Frauenhaus würden zeigen, Kinder gewalttätiger Väter neigen auch später selbst zur Gewalt. „Wir mussten auch schon die dritte Generation im Frauenhaus erleben“, berichtete Baierl.

Die Dunkelziffer sei sehr hoch, wurde berichtet, denn oft würden weitere Misshandlungen befürchtet oder es gibt Ängste vor einer ungewissen Zukunft im Falle der Flucht aus dem Haus. Manchmal würden sich Betroffene sogar mit den Tätern solidarisieren und sagen: „Er trinkt halt.“ Phasen der Gewalt und der Reue und liebevollen Vorsorge bei den Tätern wechselten sich oft ab. Doch die Abstände zwischen Gewalt und Reue würden im Laufe der Zeit immer kürzer werden. „Häusliche Gewalt ist eine Straftat“ stellte Baierl fest. Notwendig sei eine stärkere gesellschaftliche Ächtung der Gewalt und nicht die Einstellung, dass „Männer schlagen, weil sie es können und weil sie es dürfen“, betonte Nagy. Und nicht selten würde den Opfern die Schuld zugeschoben. Häusliche Gewalt gebe es in allen Gesellschaftsschichten und sei auch kein besonderes Thema von Personen mit Migrationshintergrund. Behörden wären auch längst auf diese Fälle eingestellt. So gebe es bei der Polizei einen Sachbearbeiter für häusliche Gewalt.

Dann wurde die Betreuungsarbeit im Frauenhaus vorgestellt. Sieben Plätze für Frauen und ihre Kinder gibt es dort. Sie werden von vier hauptamtlichen und zahlreichen ehrenamtlich Mitarbeiterinnen betreut. Bei jedem Zugang wird eine Gefährdungseinschätzung durchgeführt. Drohe Gefahr, bestehe die Möglichkeit der Vermittlung in ein Frauenhaus einer anderen Stadt. An die Bevölkerung appellierte Nagy: „Gewalt in einer Beziehung ist nie ein Privatangelegenheit.“ Wird diese beobachtet, gelte es Hilfe anzubieten. In akuten Situationen sollte die Polizei angerufen werden oder, gegebenenfalls anonym, das Jugendamt informiert werden. Telefonisch ist das Frauenhaus unter 3893170 rund um die Uhr erreichbar.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/maria-seltmann-haus-spendet-frauenhaus-id2952011.html

Weihnachtsfeier für Alleinlebende in Weiden für viele das größte Geschenk

Montag, Dezember 23rd, 2019

Diese zweieinhalb Stunden sind für manchen Menschen das größte Geschenk. Die Weihnachtsfeier für Alleinlebende an Heiligabend in Weiden einmal ausfallen zu lassen, kommt den Organisatoren nicht in in den Sinn.

„Schon im August gibt es die ersten Nachfragen, ob die Feier stattfindet“, sagt Dagmar Deutschländer. Die 55-Jährige ist Sozialpädagogin beim Diakonischen Werk Weiden, das gemeinsam mit dem Caritas-Kreisverband Weiden-Neustadt/WN im Wechsel den Abend vorbereitet. Ein Erfolgsrezept. Die ökumenische Zusammenarbeit klappt bereits seit über 30 Jahren. Damals hieß sie „Alten- und Einsamenweihnacht“. Zumindest für ein paar Stunden wollte man allein lebenden Frauen und Männern ohne Familie in der Stadt und im Landkreis eine Freude zum Weihnachtsfest bereiten.

Daran hat sich nichts geändert. Seit Jahren bleibt die Zahl der Gäste weitgehend konstant. „An die 100 sind es meistens, manche kommen jedes Jahr. Bis aus Eslarn und Wiesau“, weiß Diakon Karl Rühl. Die Altersstruktur ist gemischt. „Von 18 bis über 70 Jahren ist alles dabei. Seit ein paar Jahren kommen auch immer mehr jüngere. Spontan, von der Straße“, sagt Rühl. Das klappe ganz gut, was nicht selbstverständlich sei. „Die Leute sind unterschiedlich, manche sind gesundheitlich angeschlagen oder erscheinen bereits alkoholisiert. Da kann es natürlich Spannungen geben, aber in der Regel bleibt es friedlich. Wenn die ganze Gruppe es aushält, dann kann es auch bereichernd sein“, sagt der Diakon.

Dankbare Gäste

Jeder sei willkommen. Das sehen auch die freiwilligen Helfer so. Mit rund zehn an der Zahl ist das Grüppchen in diesem Jahr etwas kleiner als sonst. Ihr Einsatz reicht von der Betreuung an den Tischen bis hin zum Heimfahr-Service. „Wir könnten da gut noch ein paar Ehrenamtliche gebrauchen“, sagt Deutschländer. Ein 24. Dezember ohne die Alleinlebenden-Weihnacht ist für Carmen Pichel undenkbar. Familie samt Enkel müssen zur Bescherung auf sie verzichten. „Dafür haben sie mich dann an den beiden Feiertagen ganz für sich.“ Die 56-Jährige gibt gern. Dank genug sind ihr dabei die kleinen Gesten. „Die Feier findet ein Mal im Jahr statt und trotzdem kommt es vor, dass vermeintlich Fremde einen auf der Straße ansprechen und fragen, ob man sich wieder am Heiligen Abend sieht. Das macht einen schon glücklich“, sagt Pichel.

„Manche Gäste kenne ich noch vom letzten Jahr. Da ist das Wiedersehen besonders schön“, sagt auch Bärbel Poweleit. Die verwitwete Weidenerin engagiert sich seit acht Jahren. „Wir mischen uns unters Volk, sitzen mittendrin. Manche wollen reden, manche nicht. Das ist in Ordnung“, sagt die 73-Jährige. „Wir geben jedem das Gefühl, dass er willkommen ist.“ Schön sei es auch, wenn Freundschaften unter den Gästen entstehen. Da würden dann schon mal gegenseitige Kaffeeeinladungen ausgesprochen.

Deutschländer weiß, dass ein solcher Abend auch emotional anstrengend sein kann. Und das liege nicht nur an Weihnachten. Im Alltag allein und dann plötzlich so viele Leute in einem Raum? Das koste Überwindung. „Nicht jeder kann damit umgehen und es annehmen. Es passiert auch, dass Gäste mithelfen oder das Essen bezahlen wollen“, sagt die Sozialpädagogin. Das habe auch etwas mit Würde zu tun.

Niemand bleibt hungrig

Die Helfer jedenfalls wollen allen eine Freude bereiten. Der Abend bietet auch ein Rahmenprogramm mit Musik von Alleinunterhalter Hans Spindler auf dem Keyboard, dem Lauschen des Weihnachtsevangeliums, heiteren und besinnlichen Geschichten und einem festlichen Essen. „Niemand muss hungrig aufstehen, es gibt auch Nachschlag“, verspricht Diakon Rühl. Gemeinsam mit Küchenchef Ronny Hinderlich und Koch Marcel Hofmeister vom Klinikum Weiden wurde das Überraschungs-Menü besprochen. Die Besucher dürfen sich, so viel sei verraten, am Dienstag auf Suppe, ein Bratengericht und selbst gebackene Plätzchen freuen. „Stollen, Punsch und andere Getränke gibt es außerdem“, sagt Rühl. Und noch ein kleines Geschenk für jeden. „Wir versuchen immer etwas Praktisches zu schenken, mit dem die Leute was anfangen können. In diesem Jahr gibt es Honig aus der Region. Wir hatten auch schon Handschuhe, Decken, Briefbeschwerer oder Filztaschen.“ Für viele sei das oft das einzige Geschenk an Weihnachten.

Caféteria hat sich bewährt

Gefeiert wird seit Jahren in der Personalcaféteria des Klinikums. „Wir brauchen Platz für mindestens 100 Leute und eine Küche“, sagt Deutschländer. „Wir waren schon im Evangelischen Vereinshaus und im Kloster St. Augustin, in der Caféteria haben wir jedoch die besten Möglichkeiten“, sind die Organisatoren dankbar. Nur eine behindertengerechte Toilette fehle leider.

Die Feier beginnt um 18.30 Uhr und endet um 21 Uhr. „Für die meisten vergeht die Zeit viel zu schnell“, sagt Pichel. Aber auch die Helfer wollen irgendwann nach Hause zu ihren Familien. „Es wird sowieso mindestens halb elf Uhr nachts“, bis man heimkommt, sagt Deutschländer. Und wenn’s vorbei ist, kreisen die Gedanken bereits ums nächste Jahr.

Übrigens: Die Adventsgestecke auf den Tischen und den Weihnachtsstollen stiftet die Stadt. Die Kosten der Feier in Höhe von 3000 Euro teilen sich die beiden Wohlfahrtsverbände. Unbezahlbar ist jedoch die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/weihnachtsfeier-fuer-alleinlebende-weiden-fuer-viele-groesste-geschenk-id2928886.html

Kirche kommt zu den Menschen

Donnerstag, Dezember 12th, 2019

In den evangelischen Gemeinden Floß und Wildenreuth startete die Diakonie Weiden das Projekt „Aufsuchende Seelsorge“. Vier Jahr lang soll die seelsorgerische und diakonische Gemeindearbeit gefördert werden.

Ab sofort bis Herbst 2023 führen die evangelischen Kirchengemeinden Floß und Wildenreuth sowie der Diakonieverein Floß das diakonische Projekt „Aufsuchende Seelsorge“ unter der Trägerschaft des Diakonischen Werkes Weiden durch.

Der Vorsitzende der Diakonie Weiden, Diakon Karl Rühl, ging auf die Ausgangsfrage dieses Projekts ein. „Was benötigen die evangelischen Kirchengemeinden in ihrer dörflichen Struktur an seelsorgerlichen und diakonischen Vorhaltungen? Was ist aus diakonischer Sicht möglich, um die Struktur zu stärken und die Menschen vor Ort, in ihrer gewohnten Struktur, zu begleiten?“

Viel erreicht

Antworten kamen unter anderem in den Sondierungsgesprächen beispielsweise aus Erzählungen über das Wirken von früheren Gemeindeschwestern. „Diese haben mit wenig Mitteln viel erreicht“, stellte Rühl fest. „All das, was wir heute mit modernen Begriffen, wie Case Management beschreiben, ging bei einer Gemeindeschwester ganz selbstverständlich einher und man hatte nicht den Eindruck, obwohl die Not groß war, dass unsere Gemeindeschwester ein Motivations- oder Geldproblem hatte.“ Der Wildenreuther Pfarrer Manuel Sauer betonte dabei den besonderen Auftrag. „Kirche muss bei den Menschen sein und auch im Alltag der Menschen erlebbar werden.“ Weiter sagte er: „Wir wollen mehr. Mehr für die Menschen da sein.“

Eigenständig leben

Der Vorstand der Diakonie Weiden und die Gemeindevertreter haben sich einstimmig auf eine Projektkonzeption verständigt, die eine aufsuchende, helfende, einladende und angebotsorientierte seelsorgerlich/diakonische Gemeindearbeit fördert. Dabei soll es vor allem auch hilfsbedürftigen und älteren Menschen ermöglicht werden, weiterhin eigenständig in ihrer dörflichen Umgebung zu leben.

Neben dem persönlichen begleitenden Kontakt, sollen aber auch Hilfsfelder erkannt werden und über das Individuelle hinaus, in Zusammenarbeit mit der Diakonie, weitere Maßnahmen bedacht und organisiert werden. Stichworte waren unter anderem Fahrdienste, Tagestreffen, offener Mittagstisch, Wohngruppe, Betreuungsleistungen, Babysitterdienst und Kursangebote. „Wir reden in unserer Kirche von der sogenannten ‚Geh-Struktur‘, so Pfarrer Wilfried Römischer aus Floß. „Die Kirche kommt ins Haus. Ich glaube, das kann auch den umgekehrten Weg fördern.“ Nach seinen Worten habe eine aufsuchende Kirche eine kommende Gemeinde.

Die Evangelische Landeskirche in Bayern unterstützt die zwei neuen Projekte und erhofft sich modellhafte Ergebnisse für weitere Überlegungen. Die Förderung hänge auch an der Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Diakonischem Werk. „Ich finde es schön, dass aus den eigenen Reihen der Kirchengemeinden fachlich qualifizierte Personen für die praktische Umsetzung des Projektes gewonnen werden konnten“, betonte Dagmar Deutschländer von der Bezirksstellenarbeit der Diakonie Weiden. Für das Projekt in Floß steht Erika Römischer-Thamm. „Die Stellenbeschreibung hat mich sofort angesprochen. Ich habe selbst bei meiner eigenen Mutter erlebt, wie erdrückend Alleinsein sein kann. Gerne lerne ich Menschen kennen, habe Zeit für das Gespräch, gerade auch in Krisensituationen, wie Krankheit, Trauer oder Sorgen. Alles bleibt bei mir!“ In der evangelischen Kirchengemeinde Wildenreuth konnte für das Projekt Bärbel Ehmann gewonnen werden. Sie ist auch Fachkraft in der Pflege und Betreuung. „Der persönliche Kontakt zu den Menschen liegt mir sehr am Herzen“, so Ehmann. „Gerne besuche ich, ich denke und handle praktisch und bin gerne in der Kirchengemeinde unterwegs“.

https://www.onetz.de/oberpfalz/wildenreuth-erbendorf/kirche-kommt-menschen-id2918320.html

„Häusliche Gewalt aktiv ächten“

Sonntag, Dezember 8th, 2019

Ein klares Zeichen wollen sie setzen: Die CSU-Politiker Benjamin Zeitler und Lothar Höher besuchen das Weidener Frauenhaus.

Das Aufgabenspektrum des Diakonischen Werkes Weiden ist vielfältig. Davon überzeugten sich nun Oberbürgermeisterkandidat Benjamin Zeitler und Bürgermeister Lothar Höher. Im Vordergrund des Besuchs standen das Frauenhaus und die Absicht, ein klares Zeichen gegen häusliche Gewalt zu setzen.

Geschäftsführender Vorstand Karl Rühl gab zunächst einen Überblick über die Entwicklung des Frauenhauses, das 1996 gegründet worden war. Dabei verdeutlichte er, dass die Diakonie als Träger dieser Einrichtung viele Herausforderungen zu meistern habe, und bemängelte, dass es für investive Maßnahmen derzeit keine Zuschüsse gebe. Zwar sei man mit den staatlichen Stellen im Gespräch. Allerdings sei nicht klar, ob eine Unterstützung aus dieser Richtung möglich sei.

Die Leiterin des Frauenhauses, Enikö Nagy, berichtete mit ihrer Mitarbeiterin Tina Braun über den Alltag im Frauenhaus und über die immer noch weitverbreitete häusliche Gewalt. „Jede vierte Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Partnerschaftsgewalt erlebt. Betroffen sind Frauen aus allen sozialen Schichten“, berichtet Nagy. Diese Zahl dürfe eine aufgeklärte Gesellschaft nicht akzeptieren. Deshalb betreibt das Frauenhaus intensive Öffentlichkeitsarbeit, um die Menschen zu sensibilisieren.

Neben dieser Vortrags- und Informationsarbeit kümmere sie sich im Wesentlichen selbst um Frauen, die keinen anderen Ausweg als die Flucht von zu Hause kannten. Ihnen liege am Herzen, dass die Frauen wieder ihren Weg zurück in ein normales Leben fänden. Insgesamt könnten sieben Erwachsene und zwölf Kinder aufgenommen werden. Tatsächlich sei das Haus meist auch voll belegt, was die Problematik der häuslichen Gewalt unterstreiche.

Für Bezirkstagsvizepräsident Höher spielte die Vernetzung der einzelnen Akteure eine wichtige Rolle. Auch der Bezirk Oberpfalz trage mit seinen Einrichtungen in Wöllershof und Weiden dazu bei. Zeitler hielt es für wichtig, dass häusliche Gewalt aktiv geächtet werde. „Für Gewalt gibt es nie eine Rechtfertigung, das gilt insbesondere für zu Hause.“ Im Kampf gegen die häusliche Gewalt müssten alle Verantwortlichen in staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen eng zusammenarbeiten. Die politischen Gäste sagten hierfür, wie auch für die Arbeit des Frauenhauses, weiterhin ihre Unterstützung zu.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/haeusliche-gewalt-aktiv-aechten-id2917512.html

„Rosen statt Veilchen“ in Weidener Fußgängerzone

Montag, November 25th, 2019

146 Fälle von häuslicher Gewalt hat die Polizei heuer bereits registriert. Mit einer besonderen Aktion beleuchten das Weidener Frauenhaus und die Polizei auf das Thema hin.

Zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am Montag setzten Frauenhaus und Polizei ein Zeichen der Solidarität mit Betroffenen. Auf dem Weidener Marktplatz verteilten die Aktionshelfer dazu lila Papierblumen an Passanten. Motto: „Rosen statt Veilchen“.

Bereits im Vorfeld waren Bürger dazu aufgerufen, Rosen zu basteln, die sich am Montag zu einem Gemeinschaftskunstwerk verbanden. Wie die Leiterin des Frauenhauses, Enikö Nagy, betonte, ist häusliche Gewalt in all ihren Formen ein zentrales Problem. Etwa 45 Frauen und die selbe Anzahl an Kindern suchen jedes Jahr Zuflucht in der Einrichtung. Die Dauer der Hilfeleistung erstreckt sich von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren. Ziel sei es, die Leben der Betroffenen zu stabilisieren. Dazu werde neben juristischer Hilfe auch solche bei der Wohnungs- und Jobsuche angeboten. Laut Polizei wurden heuer bisher 146 Fälle häuslicher Gewalt angezeigt. Polizeihauptkomissar Jürgen Haubner lobte die langjährige Zusammenarbeit mit dem Weidener Frauenhaus.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/rosen-statt-veilchen-weidener-fussgaengerzone-id2907063.html

Selbsthilfegruppen präsentieren sich in Neustadt/WN

Montag, September 30th, 2019

„Jetzt gehen Sie mal auf dem weißen Strich.“ – „Welcher Strich von beiden?“ Mit einer „Rauschbrille“ hat man plötzlich 1,5 Promille im Gesicht und sieht doppelt. Der Kreuzbund warnt damit beim Selbsthilfetag vor dem „Teufel Alkohol“.

Die Selbsthilfegruppen der Region haben in der Neustädter Stadthalle erstmals ihren großen Auftritt. Der von der Selbsthilfekontaktstelle Nordoberpfalz (www.seko-nopf.de) organisierte Selbsthilfetag zeigt, welche Bandbreite an Anlaufstellen es für Menschen mit Behinderungen gibt, für Menschen, die krankheitsbedingt mit Einschränkungen leben müssen, oder solche, die sich wie die Kreuzbündler von einer Droge fernhalten wollen und sich damit leichter tun, wenn sie sich einmal die Woche mit ihresgleichen austauschen können.

„Wir alle sind Selbsthilfe, und Selbsthilfe verbindet“ ruft Ramona Kriegler den Gästen zu. Sie hat zusammen mit Nicole Zeitler die Veranstaltung organisiert; beide betreuen die Selbsthilfekontaktstelle Nordoberpfalz bei der Diakonie Weiden, die eine als Pädagogin, die andere als Verwaltungsangestellte.

„Gesellschaft wäre ärmer“

Landrat Andreas Meier dankt als Schirmherr der Veranstaltung den vielen Ehrenamtlichen für deren „Zeit-Opfern“. Wenn es nicht Menschen gäbe, die sich für andere engagierten, wäre diese Gesellschaft um so vieles ärmer. „Ich glaube, dass Sie sehr vielen Menschen sehr viel Positives bringen“, sagt er. Meier erinnert an den Markenbildungsprozess des Landkreises „Denk mal NEW“, in dessen Verlauf sich nach Umfragen und Interviews gezeigt habe, dass die Lebensqualität zu einem hohen Prozentsatz abhängig davon sei, inwieweit man sich aufgehoben und eingebunden fühle in eine Gemeinschaft, und genau das sei sehr eng verbunden mit ehrenamtlichem Engagement.

Bürgermeister Rupert Troppmann will den Hintergrunddienst der Ehrenamtlichen einmal bewusst ins Rampenlicht gestellt sehen. „In unserer so modernen Zeit, in der Industrie 4.0 und der Kommunikation 4.0 gerät das persönliche Miteinander manchmal auf 0.0“, sagt er. Beeindruckend sei der Zusammenhalt der Selbsthilfegruppen, die Lebensfreude in diesen Gruppen. Wann immer er als Bürgermeister mit einer Selbsthilfegruppe zu tun habe, gehe er gestärkt wieder fort. Und auf gut Oberpfälzisch meint er: „Däi hom alle an Beckl und hom trotzdem so vül Freude am Lebn.“ Das sei es, das den Geist der Selbsthilfegruppen ausmache und darum sei deren Arbeit so wertvoll. Die Stadt sei in der glücklichen Lage, sehr viele Selbsthilfegruppen zu haben.

Den Alltag erleichtern

Die verschiedenen Selbsthilfegruppen erläutern an Infoständen ihre Arbeit, Mitglieder beschreiben Interessierten den Gruppenalltag. Es gibt in der Region für nahezu jeden „Beckl“, um den Bürgermeister zu zitieren, eine Gruppe von Menschen, die alle dieselben Probleme haben. Eine Gruppe, in der es sich leichter erzählen lässt, was man erträgt, weil die anderen ganz genau wissen, wovon man spricht. In der immer wieder einer etwas Neues weiß, was den Alltag ein klein wenig erleichtert.

Zum Rahmenprogramm des Selbsthilfetages gehören prominent besetzte Vorträge. Reinhard Stummreiter, der einst dicke Trommler der Altneihauser Feierwehrkapell ́n, liest aus seinem Buch „Meine fetten Jahre sind vorbei“, die Wissenschaftsjournalistin Dr. Christina Berndt spricht über Resilienz, die Paraolympionikin Christine Stöckl über die Möglichkeiten, sich neu zu motivieren. Dazwischen macht die Band „Chicks and Escapades“ Musik.

https://www.onetz.de/oberpfalz/neustadt-waldnaab/selbsthilfegruppen-praesentieren-neustadt-wn-id2856114.html

Kraft und Zuversicht tanken

Sonntag, Juni 30th, 2019

„Viele Leute fürchten, wir reden nur über Krankheiten, und dann geht es ihnen schlechter.“ Dabei ist genau das Gegenteil der Fall, betont Helvi Lorenz. Die Gruppengespräche geben den chronisch Kranken Halt und neuen Mut.

Genauso ist es der 53-Jährigen selbst ergangen. Deshalb hat sie vor zwei Jahren in Weiden eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Chronisch Entzündlicher Darmerkrankung (CED) ins Leben gerufen. Dabei hat sie bis zur richtigen Diagnose ihrer Erkrankung – sie leidet an Colitis Ulcerosa (CU) – einen jahrelangen Leidensweg zurücklegen müssen.

Seit 2005 litt die Kunststoffingenieurin an CU mit sehr schweren Schüben. 2010 bei einem Besuch ihrer Eltern in Leipzig kam es zum Totalzusammenbruch. Sie wurde als Notfall in die Leipziger Klinik eingeliefert. Dort wurde die richtige Diagnose gestellt. 2016 während eines Kuraufenthalts kam es erneut zu sehr schweren Schüben. Helvi Lorenz wurde zur Not-Operation nach Leipzig transportiert und nach der Entfernung des Dickdarms mit einem Stoma, einem künstlichen Darmausgang, versorgt.

Damals hat sie sich in Leipzig auch einer Selbsthilfegruppe angeschlossen, weil es ihr so schlecht ging. „Nach dem ersten Treffen fühlte ich mich wie ein anderer Mensch“, sagt sie heute. Die Gespräche mit anderen Betroffenen gaben ihr Halt und neue Kraft. Deshalb hat sie 2017 in Weiden ebenfalls eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. „Ich gehe offen damit um, damit andere Betroffene wissen, wo sie sich hinwenden können.“

Zu den Menschen mit Chronisch Entzündlicher Darmerkrankung gehören auch Patienten mit Morbus Crohn. Etwa 400 000 Menschen mit CED leben in der Bundesrepublik, berichtet Lorenz. Die Zusammensetzung der Gruppe – Frauen und Männer im Alter von 21 bis 75 Jahren – zeige: „Es kann jeden treffen“. Von den 17 Gruppenmitgliedern kommen jeweils 6 bis 10 zu den regelmäßigen Treffen jeden ersten Donnerstag im Monat im Sankt-Michaels-Zentrum.

Dabei hat sich gezeigt, dass es an CED-spezialisierten Gastroenterologen für die ambulante Versorgung von CED-Patienten in der Region fehlt. Es gibt zwar einen Facharzt am Weidener Klinikum. Der sei aber nicht für die ambulante Versorgung zuständig, weiß Helvi Lorenz. „Die Teilnehmer unserer Selbsthilfegruppe fahren deshalb zu Spezialisten in Burglengenfeld, Regensburg, München, Tübingen oder Leipzig.“ Ein Krankheitsschub kündige sich zwar an, zum Beispiel durch Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber oder Durchfall. „Dann noch 100 Kilometer zu fahren, ist nicht einfach. Dabei ist gerade dann eine schnelle medikamentöse Versorgung wichtig. Trotzdem kann man nicht jedesmal gleich in die Klinik.“

In den Gruppentreffen sprechen die Teilnehmer über die Symptome ihrer Krankheiten, die von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen können, ebenso wie über die medikamentöse Behandlung oder auch private Themen, die mit der Krankheit überhaupt nichts zu tun haben. „Wir organisieren außerdem die Teilnahme an Arzt-Patienten-Seminaren über die Dachorganisation DCCV.“ Wichtig sind Fragen der Alltagsbewältigung, sagt Lorenz. Neue Interessierte sind jederzeit willkommen und können sich bei Helvi Lorenz melden unter Telefon 0961/47062288, mobil 0160/97595855 oder per Mail an helvi_lorenz@t-online.de

Das Thema Ernährung spielt ebenfalls ein große Rolle. Deshalb wird demnächst eine Ernährungsberaterin einen Vortrag halten. Dabei hat die Ernährung ursächlich nichts mit der Erkrankung zu tun, betont Lorenz. „Man kann alles essen, was man verträgt.“ Viele würden allerdings bestimmte Lebensmittel meiden, weil diese bei ihnen Schmerzen auslösten. „Das ist aber ganz subjektiv.“ Sie selbst esse nach ihrer Operation wieder alles: Fleisch, Fisch, Gemüse, Kartoffeln und Obst. Vor der OP dagegen hätten ihr Kartoffeln und Reis Schmerzen verursacht. „Und Bananen gingen überhaupt nicht.“ Sie selbst magerte damals auf 47 Kilo ab. „Mangelernährung ist ein großes Problem.“ Für Helvi Lorenz sind diese Zeiten vorbei.

HINTERGRUND:

Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa

Etwa 400 000 Bundesbürger leiden laut Helvi Lorenz an einer Chronisch Entzündlichen Darmerkrankung (CED), also Mobus Crohn oder Colitis Ulcerosa. Beide Erkrankungen verlaufen in Schüben, weisen verschiedene Symptome und Begleiterkrankungen auf und begleiten die Patienten ein Leben lang. Colitis Ulcerosa tritt nur im Dickdarm auf, die oberste Schicht der Darmwand ist entzündet. Morbus Crohn dagegen kann im gesamten Verdauungstrakt auftreten, das heißt vom Mund bis zum After.

Infotag für Selbsthilfegruppen

„Selbsthilfegruppen wie die für Patienten mit Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen sind für die Betroffenen wichtige Stützen in Problemsituationen“, sagte Ramona Kriegler. Die Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle beim Diakonischen Werk plant mit Unterstützung ihrer Verwaltungskraft Nicole Zeitler für Herbst eine Premiere. Am Samstag, 28. September, von 13 bis 18 Uhr wird der erste Selbsthilfe-Tag stattfinden. In Workshops, durch Vorträge und an Ständen können sich Selbsthilfegruppen aus der Region bei dieser Gelegenheit vorstellen. „Wir wollen den Menschen die Idee der Selbsthilfegruppen nahebringen“, sagt Kriegler. Mancher Bürger sei diesem Gedanken gegenüber noch sehr verschlossen.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/kraft-zuversicht-tanken-id2765344.html

Frauenkreis feiert „30-Jähriges“

Montag, Juni 10th, 2019

„Wir sind eine zusammengeschweißte Clique“, beschreibt Leiterin Gisela Bauschke den evangelischen Frauenkreis. Jeden Monat wird gesungen, gebetet und gelacht. Das 30jährige Bestehen des Kreises feierten die Damen mit Pfarrer Christoph Zeh.

Mitgründerin Olga Rottmann erzählt von den Anfängen des Frauenkreises. „Ich habe damals hergeheiratet und Anschluss gesucht.“ Es stellte sich heraus, dass sie mit diesem Gedanken nicht alleine war, und so fanden sich schon bald Mitstreiterinnen. Nur beim damaligen Pfarrer Klaus Rettig stieß die Idee anfangs nicht auf Begeisterung: „Er hatte ein bisschen Angst, dass seine Frau zu sehr eingespannt werden könnte.“ Die Bedenken verflogen jedoch schnell. „Von Anfang an sind wir auf eigenen Füßen gestanden.“

Als Frauen der ersten Stunde sind Rottmann und Bauschke immer noch mit Eifer dabei. Jeden ersten Donnerstag im Monat trifft sich der Frauenkreis im Gemeindehaus. Dabei gibt es immer ein Thema mit einer Tageslosung, für dessen Auswahl Marga Rose zuständig ist. Im Anschluss wird gebetet, gesungen und auch mal gefeiert. Einmal jährlich gibt es einen Ausflug. „Wir haben in den 30 Jahren viele frohe Stunden, aber auch immer wieder Trauriges miteinander erlebt, wenn wir von Einer aus unserer Mitte Abschied nehmen mussten“, erzählt Bauschke.

Im Anschluss an eine Gedenkminute hielt Pfarrer Zeh eine kurze Andacht. Thema waren die Schlüssel des Himmels, die ganz unterschiedlich ausfallen können. Als „Anschauungsobjekt“ nahm er seinen eigenen Schlüsselbund zur Hand. Auch ein Autoschlüssel könne ein Stück Himmel öffnen, wenn man damit beispielsweise Kranke zum Arzt fährt oder mit in die Kirche nimmt. Und mit dem Haustürschlüssel könne man sein Heim jemandem öffnen, der gerade Zuflucht sucht. „Auch die Arbeit des Frauenkreises hat in den letzten Jahrzehnten oft ein Stück Himmel aufgeschlossen.“

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Goldenen Kronenkreuzes durch Dagmar Deutschländer von der Diakonie Weiden. Das Kronenkreuz wird von der Diakonie Deutschland als Zeichen der Dankbarkeit für herausragenden Einsatz im Dienst am Nächsten über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren vergeben.

„Die Anstecknadel sieht ein bisschen aus wie ein Kreuz mit Ohren“, verglich Deutschländer. Und das sei ihr auch immer der liebste Vergleich, weil gerade das Zuhören in der diakonischen Arbeit eine entscheidende Rolle habe. Geehrt wurden Gisela Bauschke, Marga Rose und Olga Rottmann für ihr langjähriges Engagement in leitender Position des Frauenkreises.

Nicht ohne Stolz zählte Deutschländer die breite Palette an diakonischen Aktivitäten in Erbendorf auf, darunter der ökumenische Kleine Dienst. Weiterhin ausgezeichnet wurden die Frauen, die schon von Beginn an dabei sind. Eine Urkunde erhielten Sigrid Häupler, Elfriede Häupl, Liselotte Krauß und Waltraud Häupler, Olga Rottmann, Gisela Bauschke und Marga Rose. Für jede gab es außerdem ein Sträußchen bunte Blumen.