Archive for the ‘Integrationslotse’ Category

Integration klappt vor allem über die Sprache: Neuer Sprachclub und Verein in Weiden am Start

Mittwoch, Juni 5th, 2024

Integrationslotsin Stefanie Wildenrother hat ein Ziel: Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund sollen noch schneller Fuß fassen. Unterstützen könnten weitere Angebote wie ein neuer Sprachclub und der neue Ukraine-Verein. von Stephanie Hladik

Seit 2017 treffen sich im Sprachcafé der evangelischen Kirchengemeinde St. Michael, dem „Café Farbenfroh“, jede Woche Migranten und einheimische Bürger jeden Alters zu einem Kennenlernen, zu Gesprächen oder einem fröhlichen Miteinander bei einer Tasse Kaffee. Das Angebot ist beliebt und wurde 2023 mit dem Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz ausgezeichnet. Menschen aus bis zu zwölf verschiedenen Nationen finden hier eine Gemeinschaft und schließen neue Freundschaften. Nebenbei erlernen sie die deutsche Sprache. Wichtig, um sich möglichst schnell vor Ort zu integrieren.

Das weiß Stefanie Wildenrother vom Diakonischen Werk Weiden nur zu gut. Seit zwei Jahren ist die Integrationslotsin Ansprechpartnerin für Neubürger und ehrenamtliche Helfer. „Natürlich unterstütze ich auch bei Behördengängen, aber vor allem bin ich dafür da, das Netzwerk weiter ausbauen“, sagt Wildenrother. „Hilfe zur Selbsthilfe“ fällt im Gespräch mit Oberpfalz-Medien immer wieder.

Sprachclub in Kreuz Christi
„Das Café Farbenfroh läuft super, aber mittlerweile ist es schon sehr voll. Aus der Gruppe heraus kam der Wunsch, die Sprachübungen zu vertiefen, eventuell in einem anderen Rahmen“, sagt Wildenrother. Die Idee zu einem Sprachclub reifte. Mit angeschoben hätten die zahlreichen ukrainischen Neubürger, freut sich die Integrationslotsin. „Die sind total umtriebig und erstaunlich gut vernetzt, unter anderem durch eine eigene WhatsApp-Gruppe. Das hat auch den Austausch mit Einheimischen forciert.“ Beim Probetermin für den neuen Sprachclub kamen über 50 Interessierte.

Jetzt will das multikulturelle Projekt richtig durchstarten. Am Mittwoch, 5. Juni, von 15 bis 17 Uhr trifft sich der Sprachclub wieder – immer im Gemeindezentrum Kreuz Christi am Stockerhutweg 37. Die Leitung hat die Ukrainerin Olena Riabinina übernommen. Ihr Mini-Job werde über die Lagfa Bayern, die Landesarbeitsgemeinschaft für gemeinschaftliches Engagement, gefördert. Als Bindeglied zur evangelischen Gemeinde fungiert Elisabeth Heider.

„Die Inhalte organisieren die Teilnehmer weitgehend selbst“, sagt Stefanie Wildenrother und gibt ein Beispiel. „Ob Syrer, Iraner oder Ukrainer, die Migranten wollen vor allem Ausdrücke des täglichen Sprachgebrauchs üben. Was sage ich zum Beispiel, wenn mir das Essen schmeckt? oder Wie erkläre ich, wenn etwas sauer ist? Besonders heiß sind sie aufs Bayerische“, sagt sie schmunzelnd. Und auch, wenn das „Griaß God“ oder „Hawadere“ holprig über die Lippen komme, helfe es ungemein, mit Einheimischen leichter in Kontakt zu kommen.

In das Konzept passt auch der neue Verein, die Ukrainische Gemeinde Weiden, der erst seit wenigen Tagen offiziell besteht. Nach Auskunft der Pressestelle der Stadt leben aktuell 801 Ukrainer in Weiden. Vereinsvorsitzende ist Iuliia Kumanska, ihre Stellvertreterin Oksana Lobodynska. Kumanska lebt seit 2020 mit ihrer Familie in Weiden, ist seit Dezember 2023 Mitglied im Integrationsbeirat der Stadt. Die studierte Philologin arbeitet als Pädagogische Fachkraft der Volkshochschule Weiden-Neustadt/WN. Ihr liegen besonders die Kinder und Jugendlichen am Herzen, wie sie sagt. „Für sie gibt es noch zu wenig Angebote. Oft bleiben sie nach der Schule unter ihresgleichen, in ihrer eigenen Blase. Der Verein kann hier vielleicht helfen, Dinge anzustoßen.“ So träumt Kumanska zum Beispiel von einem gemeinsamen Theaterprojekt. „International soll es sein“, sagt sie. Denn: Der neue Verein wolle für alle Nationalitäten da sein. „Er ist auf Kooperation ausgelegt“, ergänzt die Integrationslotsin, die das neue Angebot, ebenso wie ihr Chef Diakon Karl Rühl, sehr begrüßt.

Ukrainische Gemeinde Weiden
Langfristig sollen auch Beratungsangebote speziell für Frauen geschaffen werden. Damit wolle man auch die Frauen in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge im „Camp Pitman“ erreichen, die es besonders schwer hätten. „Auch eine ukrainische Samstagsschule für Kinder könnten wir uns vorstellen“, sagt Iuliia Kumanska. Eine solche gebe es bislang noch nirgends. Gut angelaufen sei bereits der Kontakt zur deutschen Pfadfindergemeinde (Stamm Thomas Morus) in Weiden, freut sich die Ukrainerin. „Unsere eigene Pfadfindergruppe (Plast) zählt schon 40 Kinder und Jugendliche.“

Integrationslotsin Wildenrother sieht die Projekte und den neuen Ukraine-Verein als ein Gesamtkonzept, das ineinander greift. „Die verschiedensten Nationen sollen sich austauschen, gegenseitig helfen und auch Neues anstoßen. Eben Hilfe zur Selbsthilfe. Nur so kann langfristig das Netzwerk auch wachsen.“ Doch sie weiß auch, dass es noch viel zu tun gibt. Die Angebote sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor Deutschlehrer fehlen und es nicht genügend Integrationskurse gibt. Zudem könnten viele Mütter, die keine Kinderbetreuung haben, Treffen nicht wahrnehmen, weist Wildenrother auf ein generelles Problem in der Migrationspolitik hin.

Spaß haben und Sprache lernen

  • Sprachencafé „Café Farbenfroh“: 2017 von der Evangelischen Erwachsenenbildung und dem Diakonischen Werk initiiert. Findet wöchentlich mittwochs von 15 bis 17 Uhr im Betsaal der evangelischen Kirchengemeinde St. Michael, Pfarrplatz 6, statt.
  • Sprachclub: Neu seit 2024; jeden Mittwoch 15 bis 17 Uhr im Gemeindezentrum Kreuz Christi
  • Integrationslotsin der Diakonie Stefan Wildenrother: Büro in der Passage im Alten Rathaus, Weiden; Telefon: 0157/51197736

Integrationspreis für Café „Farbenfroh“ in Weiden

Donnerstag, November 30th, 2023

Bei einem Festakt im Spiegelsaal der Regierung der Oberpfalz zeichneten Bayerns Innen-Staatssekretär Sandro Kirchner und Regierungspräsident Walter Jonas am Dienstag fünf Oberpfälzer Initiativen aus. Ganz vorne landete ein Weidener Projekt.

Das Café „Farbenfroh“ der evangelischen Kirchengemeinde St. Michael gewinnt den ersten Platz beim Wettbewerb um den Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz. Der Sieg ist mit 2000 Euro dotiert.

Das Café „Farbenfroh“ ist ein wöchentlicher Treff, immer mittwochs von 15 bis 17 Uhr in den Räumen des evangelischen Dekanats am Pfarrplatz. Ziel ist es, Menschen verschiedener Kulturen und jeden Alters in lockerer Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen zusammenzubringen. Das gelingt seit der Gründung 2017. So saßen beispielsweise beim Frühlingsfest im Juni 40 Frauen und Männer aus zwölf Nationen zusammen und ließen sich ein internationales Büfett schmecken.

Das Café ist ein Anlaufpunkt für Einheimische, Zuwanderer und Geflüchtete geworden. Die niederschwellige Begegnung soll das Erlernen und Einüben der deutschen Sprache erleichtern. „Ein echter Mehrwert, denn: Man lernt sich kennen und hilft sich gegenseitig – auch bei Problemen im Alltag. Den kostbaren Einblick in fremde Kulturen gibt es gratis obendrauf“, lobt die Regierung in der Begründung für die Preisvergabe. Vor Ort helfen das Evangelische Bildungswerk Oberpfalz sowie die Diakonie mit.

Den zweiten Preis und jeweils 1000 Euro teilen sich das Badehaus Maiersreuth e.V. im Landkreis Tirschenreuth sowie der Malteser Hilfsdienst in Amberg. Jeweils 500 Euro Preisgeld erhalten der Johanniter-Kinderhort „Weltenbummler“ in Schwandorf und das Jugendamt der Stadt Regensburg auf den zwei dritten Plätzen.

„Durch Ihre wertvolle Integrationsarbeit machen Sie Bayern noch lebenswerter,“ dankte Innen-Staatssekretär Sandro Kirchner (CSU) den Preisträgern. „Sie alle leisten einen enorm wichtigen Beitrag für die Integration und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft,“ ergänzte Regierungspräsident Walter Jonas.

Quelle: Der neue Tag Integrationspreis für Café „Farbenfroh“ in Weiden | Onetz

Vom Ehrenamtskoordinator zum Integrationslotsen

Freitag, November 22nd, 2019
Manfred Weiß (sitzend, Mitte) ist neuer Integrationslotse. Bild: Bühner

Weiden. (sbü) Seit vier Jahren bemüht sich Manfred Weiß als Ehrenamtskoordinator beim Diakonischen Werk um die Koordination der Flüchtlingshilfe und damit um die Integration von Flüchtlingen. Jedes Jahr mussten dafür immer wieder neue Finanzierungsquellen für diese wichtige Arbeit erschlossen werden.

Ein Förderungsprogramm des Freistaats Bayern schafft die Voraussetzung, die Tätigkeit auf neuer Basis fortzusetzen. „Es geht weiter“, freute sich Sozialdezernent Wolfgang Hohlmeier. Die Aufgabe des Integrationslotsen liege vor allem an den Schnittstellen zwischen Ehrenamt und Hauptamt und zwischen freier Wohlfahrtspflege und kommunalem Sozialwesen, betonte Hohlmeier. In der Anfangszeit ging es bei den Zuwanderern vor allem um die Grundversorgung, jetzt mehr um die Integration in Arbeit und das tägliche Leben. Die Bewilligung der Fördermittel für das laufende Jahr liegt bereits vor, sehr gute Aussichten bestehen für 2020.

Manfred Weiß konnte deshalb jetzt als neuer Integrationslotse für Flüchtlinge und für ehrenamtliche Helfer vorgestellt werden. „Es freut mich sehr, dass ich meine bisherige Arbeit fortsetzen kann“, sagte Weiß. Je eher und mehr Geflüchtete unterstützt werden könnten, desto mehr profitiere die Gesellschaft davon. Dazu bemerkte Oberbürgermeister Kurt Seggewiß: „Ohne die vielen freiwilligen Helfer wären besonders die Jahre 2015 und 2016 nicht so geordnet und ohne schwerwiegende Reibungsverluste abgelaufen.“ Bei diesen Aufgaben müsse man allerdings
langfristig denken.

Wie bisher wird der neue Integrationslotse beim Diakonischen Werk seine berufliche Heimat haben. Karl Rühl stellte als Diakonie-Vorstand dazu fest: „Der Ehrenamtskoordinator ist über das Ehrenamt hinaus zu betrachten gewesen und war Schnittstellenhersteller zwischen Kommune, Kirchengemeinden, Arbeitskreis Asyl und weiteren Organisationen.“ Die Diakonie habe einen Großteil der bisherigen Kosten aus Eigenmitteln eingebracht und werde auch in den nächsten zwei Jahren 20000 Euro dafür einsetzen.

Rühl lobte die Zusammenarbeit in den Anfangsjahren mit dem damaligen Rechts-und Sozialdezernenten Hermann Hubmann und Jugendamtsleiterin Bärbel Otto. Dass auch das Handlungsfeld Bildung zum Aufgabengebiet zählt, betonte Bildungsmanagerin Julia Lenhart.

Quelle: Der neue Tag, Ausgabe vom 22.11.2019