Archive for the ‘Frauenhaus’ Category

„Rosen statt Veilchen“ in Weidener Fußgängerzone

Montag, November 25th, 2019

146 Fälle von häuslicher Gewalt hat die Polizei heuer bereits registriert. Mit einer besonderen Aktion beleuchten das Weidener Frauenhaus und die Polizei auf das Thema hin.

Zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am Montag setzten Frauenhaus und Polizei ein Zeichen der Solidarität mit Betroffenen. Auf dem Weidener Marktplatz verteilten die Aktionshelfer dazu lila Papierblumen an Passanten. Motto: „Rosen statt Veilchen“.

Bereits im Vorfeld waren Bürger dazu aufgerufen, Rosen zu basteln, die sich am Montag zu einem Gemeinschaftskunstwerk verbanden. Wie die Leiterin des Frauenhauses, Enikö Nagy, betonte, ist häusliche Gewalt in all ihren Formen ein zentrales Problem. Etwa 45 Frauen und die selbe Anzahl an Kindern suchen jedes Jahr Zuflucht in der Einrichtung. Die Dauer der Hilfeleistung erstreckt sich von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren. Ziel sei es, die Leben der Betroffenen zu stabilisieren. Dazu werde neben juristischer Hilfe auch solche bei der Wohnungs- und Jobsuche angeboten. Laut Polizei wurden heuer bisher 146 Fälle häuslicher Gewalt angezeigt. Polizeihauptkomissar Jürgen Haubner lobte die langjährige Zusammenarbeit mit dem Weidener Frauenhaus.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/rosen-statt-veilchen-weidener-fussgaengerzone-id2907063.html

Zum Internationalen Tag am 25. November: Aktiv gegen Gewalt an Frauen

Freitag, November 15th, 2019

Was haben die Prinzengarde Pleystein, der Frauenbund Neunkirchen und Augustinus-Gymnasiasten gemeinsam? Sie alle beteiligen sich am Aktionstag gegen Gewalt an Frauen und werden dafür kreativ.
von Jutta Porsche

Rosa Rosen drucken die Schüler des Augustinus-Gymnasiums auf eine Stoffbahn, mit der sie sich an der Aktion „Rosen statt Veilchen“ beteiligen und gegen Gewalt an Frauen einsetzen.
Bild: Gabi Schönberger

Die Prinzengarde Pleystein hat 1000 lila Papierrosen gebastelt, der Frauenbund Neunkirchen eine große Stoffbahn gestaltet, die im Schaufenster des Eine-Welt-Ladens zu sehen ist, und Augustinus-Schüler bedrucken ihren Teil der 40-Meter-Stoff-Leinwand mit rosa Rosen. Sie wird am Montag, 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, am Unteren Markt aufgehängt.

„Wir werden den Mauermann-Brunnen damit verhüllen und dürfen die Stoffbahnen auch in die Bäume hängen“, kündigt Enikö Nagy, Leiterin des Weidener Frauenhauses, an. Die Einrichtung hat die Aktivitäten gemeinsam mit der Interventionsstelle der Diakonie, dem Verein Dornrose, der Polizei und den Gleichstellungsstellen aus Weiden und dem Landkreis Neustadt ins Rollen gebracht. Und das tut dringend not, meinen Nagy und ihre MitstreiterInnen.

Jede vierte Frau ist betroffen

Denn: „Noch immer ist in Deutschland jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren von häuslicher Gewalt betroffen“, verweist Nagy auf entsprechende Studien. Dabei kommt diese Art von Gewalt in allen Bildungs- und Einkommensschichten vor, betrifft alle Nationalitäten, Religionen und Kulturen. Dabei sei häusliche Gewalt besonders belastend und verletzend, weil sie an einem Ort stattfinde, der eigentlich Schutz und Geborgenheit bieten solle. „Häusliche Gewalt ist verletzend, strafbar und keine Privatangelegenheit“, betont Nagy.

Die Akteure in Weiden wollen die Bevölkerung entsprechend aufrütteln. Dabei ist der Titel der Aktion nicht frei von Ironie: „Rosen statt Veilchen“. Unter diesem Motto haben sich bereits zahlreiche Organisationen an den Vorbereitungen beteiligt. Die Frauenbünde aus Rothenstadt, Neunkirchen, Herz Jesu, St. Johannes, aus Luhe, Pirk, Schlammersdorf, Oberbibrach und Speinshart haben Teile des geplanten 40 Meter langen Gemeinschaftskunstwerks gestaltet. Daran beteiligt sind außerdem sechs Klassen des Augustinus-Gymnasiums, die Tafel Vohenstrauß, der Verein Dornrose, das Frauenhaus sowie die Organisation „Lebendige Kommunikation mit Frauen in ihren Kulturen e.V.“, eine Nichtregierungsorganisation gegen weibliche Genitalverstümmelung.

Jeder kann selbst kreativ werden

Wer will, kann sich aber auch auf einem Infostand des Frauenhauses am Kathreinmarkt in Weiden (24. November) auf dem Kunstwerk verewigen oder selbst Rosen basteln und diese dann zum Aktionstag am 25. November, von 10 bis 16 Uhr, auf den Unteren Markt mitbringen.

Auf dem Kirchweihmarkt in Vohenstrauß Ende Oktober war das Frauenhaus bereits mit einem Infostand vertreten und sammelte positive Erfahrungen. „Die Resonanz war super“, berichtet Enikö Nagy. „Wir sind mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen, haben rund 80 Rosen verschenkt und etwa 100 Buttons.“

Papierrosen, Flyer und Buttons zum Mitnehmen stehen auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken in Johannis- und Peuerlstraße, in Eschenbach, Pressath, Schlammersdorf, Schirmitz und Kastl für die Bürger bereit, außerdem in der Paracelsus-Apotheke, der Apotheke am Klinikum, bei Sonna-Haushaltswaren, dem Eine-Welt-Laden, der Tankstelle Deglmann, dem Haus Laurentius in Eschenbach und der Physiotherapie Dietrich in Eschenbach. Übrigens: Wer will, kann für die Rosen auch eine kleine Spende geben, die für die Arbeit des Frauenhauses verwendet wird.

Quelle: https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/internationalen-tag-25-november-aktiv-gegen-gewalt-frauen-id2898945.html

Frauenhaus auf neuen Wegen

Donnerstag, Mai 23rd, 2019

Das klassische Konzept der Frauenhäuser in Deutschland ist inzwischen fast 30 Jahre alt. Zeit, neue Wege zu beschreiten, meinen Diakonie-Geschäftsführer Karl Rühl und Enikö Nagy als Verantwortliche in Weiden.

Dabei hat sich gerade in jüngster Zeit einiges getan, freuen sich die beiden. Nicht zuletzt, was die Personalsituation betrifft. Sieben Frauen und 12 Kindern bietet die Weidener Einrichtung unter dem Dach der Diakonie Platz. 1,2 Vollzeitstellen waren dafür von staatlicher Seite bis Ende 2018 vorgesehen. „Seit Jahresbeginn ist der Stellenschlüssel auf 1,8 Kräfte erhöht“, berichtet Diakonie-Geschäftsführer Karl Rühl. Zu diesem Zeitpunkt hat auch Enikö Nagy die Leitung des Frauenhauses übernommen, weil ihre Vorgängerin Ilka Gebhardt auf eigenen Wunsch ausgeschieden ist, um sich selbstständig zu machen.

Was den Personalschlüssel betrifft, ist Anfang 2020 sogar noch eine weitere Besserung in Sicht. Rühl: „Wenn der Gesetzesentwurf so durchgeht, wie geplant, haben wir in Weiden dann knapp vier Vollzeitstellen. Das ist ein Quantensprung.“ Aber auch dringend nötig, sind sich Rühl und Nagy einig. „Es zeigt, dass das Frauenhaus einen größeren Stellenwert gewinnt. Es zeigt aber auch, dass der Bedarf vorhanden ist“, sagt die Sozialpädagogin. „Immerhin ist laut Statistik in Deutschland jede vierte Frau von Gewalt betroffen.“ Aktuell ist mit dem Erzieher Toni Meier im Weidener Frauenhaus sogar eine männliche Fachkraft tätig. Nagy: „Für die Kinder ist es wichtig, auch eine männliche Bezugsperson zu haben, die ohne Gewalt agiert.“ Wenn Meier zum Herbst aufhört, soll er deshalb vermutlich wieder durch einen Erzieher ersetzt werden.

Doch von der bald deutlich besseren personellen Ausstattung abgesehen, macht Rühl klar: „Wir brauchen für diese Arbeit außerdem Häuser, die eine gute Arbeit ermöglichen.“ Er wünscht sich deshalb, dass der Gesetzgeber hier Mindeststandards vorschreibt und sich über die Finanzierung Gedanken macht. Das Weidener Frauenhaus hat zum Beispiel eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsbad auf jeder Etage und nicht eine Nasszelle für jedes Zimmer. „Es ist schwierig, längere Zeit mit 2 Kindern auf 16 Quadratmetern zu leben.“ Büroräume für die Mitarbeiter, ein Spielplatz für die Kinder. All das sei nicht vorgesehen, wäre aber notwendig. Dazu kommt laut Rühl: „Unser Haus ist denkmalgeschützt. Wir können nicht einfach umbauen.“

Die Frauen und Kinder seien nach der Gewalterfahrung traumatisiert, gibt Enikö Nagy zu bedenken. „Sie brauchen mehr als nur ein Bett, ein Bad und Hilfe beim Ausfüllen eines Antrags.“ In der Regel würden sich die Frauen außerdem wesentlich länger in der Einrichtung aufhalten als es vom Staat ursprünglich vorgesehen war, unter anderem wegen der Wohnungsnot. Rühl: „Für uns wäre deshalb eine Übergangseinrichtung, in der die Frauen auf längere Dauer leben können, am besten.“

Aber auch die Täter dürften nicht länger außer Acht gelassen werden, betonen Rühl und Nagy übereinstimmend. Ihre Vorstellung: Ein Gewaltschutz- oder Familienzentrum, das sowohl Beratung für Männer anbietet, die zur Gewalt neigen als auch Angebote für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche. Rühl: „Wir möchten so etwas auch in Weiden. Aber das ist eine Frage, die mit den zuständigen Ministerien und der Regierung geklärt werden muss.“

ZUR PERSON::

Internationale Kompetenz

Enikö Nagy (39) wurde als Angehörige der ungarischen Minderheit in Rumänien geboren. Im Alter von 8 Jahren kam sie mit ihren Eltern nach Neustadt, machte 1997 an der FOS Abitur. Bereits während des Studiums in Würzburg absolvierte sie ein Praktikum im Weidener Frauenhaus.2007 ging sie für den deutschen Entwicklungsdienst in den Sudan. Dort blieb sie insgesamt 10 Jahre, war für die Unesco und verschiedene andere internationale und nationale Organisationen tätig. Festgehalten hat sie diese Zeit in dem Bildband „Sand in My Eyes – Sudanese Moments“ (wir berichteten). 2017 kehrte die Sozialpädagogin aus Afrika zurück. Sie lebt mit ihrer Tochter und ihrem Lebensgefährten in Vohenstrauß.

https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/frauenhaus-neuen-wegen-id2732593.html

Ilkay Gebhardt ist die neue Leiterin „Tolles Team“ im Frauenhaus

Dienstag, November 15th, 2016

Leider seien Frauenhäuser notwendig, bedauerte Oberbürgermeister Kurt Seggewiß . Doch bei Gewalt gegen Frauen und Kinder seien diese Häuser oft der einzige Ausweg und somit sehr wichtig. Die neue Leiterin Ilkay Gebhardt konnte dies bei ihrem Antrittsbesuch im Neuen Rathaus nur bestätigen. Ihren Mitarbeiterinnen bescheinige sie ausgezeichnete Arbeit. „Ich habe ein tolles Team und hatte Anfang Oktober einen sehr angenehmen Start.“

Doch auch einen „Adventswunsch“ hatte die 41-Jährige im Gepäck. „Wir wünschen uns, in Weiden, den Landkreisen Neustadt, Tirschenreuth und Schwandorf noch vier Ehrenamtliche zu finden, damit wir noch mehr Unterstützung erhalten.“ Ab Januar startet ein Einführungskurs für das Ehrenamt im Frauenhaus, berichtete die Psychotherapeutin. Anmeldungen sind unter Telefon 0961/389 31 70 möglich.

Überhaupt liegt die Ehrenamtsarbeit der Mutter von zwei erwachsenen Kindern sehr am Herzen. Was die Arbeit im Frauenhaus betrifft, gibt es eine neue Idee: „Wir möchten dort ein festes Zimmer für die Mitarbeiterinnen einrichten. So lässt sich die Betreuung noch intensivieren.“

Die gebürtige Hessin lebt seit ihrem achten Lebensjahr in der Oberpfalz. Ilkay Gebhardt war zuletzt in der Kindertherapiestätte der Heiligenfeld-Klinik Waldmünchen tätig. Davor arbeitete sie in verschiedenen Erwachsenenbildungsorganisationen in Weiden und den angrenzenden Landkreisen und betrieb eine Praxis für Psychotherapie in Pirk. Daran möchte sie jetzt an ihrem neuen Wohnort in Weiden wieder anknüpfen. Die Leitung des Frauenhauses übt sie als Teilzeitjob aus.

Das Netzwerk für Frauen sei in der Region ausgezeichnet, lobte Gebhardt. Was sie noch vermisse, seien Beratungsstellen für die beteiligten Männer. „Wo erhalten sie Hilfe? Da gibt es noch Lücken.“

https://www.onetz.de/weiden-in-der-oberpfalz/vermischtes/ilkay-gebhardt-ist-die-neue-leiterin-tolles-team-im-frauenhaus-d1710344.html

Frauenhaus begeht das 20-jährige Jubiläum

Sonntag, Oktober 9th, 2016

Frauen der ersten Stunde

„Noch heute sehe ich die Angst der Frau und ihrer Kinder in deren Augen.“ Waltraud Koller-Girke ist seit der ersten Stunde Ehrenamtliche im Frauenhaus. Ohne die Freiwilligen könnte die Einrichtung nicht laufen. Es ist nur Geld für drei Teilzeit-Hauptamtliche da.

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Neue Chefin zum 20-jährigen Jubiläum: Diakon Karl Rühl präsentierte Psychologin Ilkay Gebhardt (Zweite von rechts) als künftige Leiterin des Frauenhauses. Rechts Astrid Baierl, die mit Kollegin Tina Braun von Anfang an hauptamtlich dabei ist. Links Waltraud Koller-Girke, Ehrenamtliche der ersten Stunde. Bild: Schönberger

Diakon Karl Rühl hat daher ein Problem: Eigentlich will er das 20-jährige Jubiläum mit Sozialministerin Emilia Müller, Gospelchor „Hope & Joy“ und Häppchen gebührend feiern. Termin: Sonntag, 23. Oktober, 16.45 Uhr, St. Michael und Hans-Bauer-Saal. Die großartige Leistung der Diakonie und ihrer Mitarbeiterinnen könne nicht genug gewürdigt werden. Seit 1996 hat man 2400 Frauen und Kinder aufgenommen. 1500 Frauen wurden beraten.

Zu wenig Personal
Obwohl Rühl „wirklich nicht in Gejammere“ einstimmen will, muss er’s doch: „Der Stellenschlüssel ist zu knapp. Da muss Geld her.“ Noch immer ist ein Frauenhaus in Deutschland eine „Good-Will-Aktion“, was Waltraud Koller-Girke stark bedauert. „Das sollte eigentlich Grundsatzaufgabe des Staates sein.“ Bisher halten sich Freistaat und Bezirk raus. Träger und Kommunen (NEW, TIR, WEN) stemmen die Einrichtung fast allein. Die Diakonie zahlt jährlich 60 000 Euro und braucht zudem Spenden.

Das Problem zieht sich als roter Faden durch. Viele Frauen möchten irgendwann aus dem Frauenhaus in eine eigene Wohnung ziehen. Am liebsten in Weiden. Erschwinglicher Wohnraum ist Mangelware. „Der Markt ist abgegrast“, weiß Diakonie-Mitarbeiterin Astrid Baierl. Schwierig ist auch, dass bei der Stadtbau ein Schufa-Eintrag als Ausschlusskriterium gelte. Rühl: „Es gibt keinen sozialen Wohnungsbau. Den bräuchte es in Weiden dringend.“ Das sei „kein böser Wille“ der Kommunen: „Die sind super, aber klamm.“

Der Zuzug von Flüchtlingen hat die Situation verschärft. Eine Trennung sei im arabischen Kulturkreis nicht vorgesehen, was in einigen Fällen zu massiver Bedrohung der Frauen führte. Dazu kommen sprachliche Hürden und oft eine beachtliche Kinderschar. Das Frauenhaus ist in solchen Fällen überfordert: personell und räumlich. Platz ist für maximal sieben Erwachsene und sieben Kinder. Die Polizei behilft sich mit der Entfernung der renitenten Männer in andere Ecken Deutschlands, um die Situation zu entschärfen. Das Frauenhaus war auch 2016 zeitweise so gut belegt, dass keine Neuaufnahmen möglich waren. Niemand bleibt auf der Straße stehen. „Wenn das Haus voll ist, vermitteln wir weiter“, so Baierl. Die nächsten Frauenhäuser gibt es in Schwandorf, Regensburg, Selb, Bayreuth, in Amberg besteht eine Notwohnung. Manchmal schadet eine noch größere Entfernung nicht.

Tabu gebrochen
„Wenn man sieht, wie knapp wir aufgestellt sind, begreift man erst, was wir leisten“, sagt Mitarbeiterin Astrid Baierl. Im Rückblick kann sie der Entwicklung viel Gutes abgewinnen: 1996 sei noch die Notwendigkeit der Zufluchtsstätte angezweifelt worden. „Heute besteht nicht mehr das Tabu wie zur Entstehungszeit.“ Die Frauen bekommen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern werden auf ihren Wegen zu Polizei und Gericht oder auf der Wohnungssuche unterstützt. „Dabei erleben wir viel unbürokratische Hilfsbereitschaft.“

Quelle: Der neue Tag 09.10.2016 www.onetz.de

Die Gewaltspirale durchbrechen

Donnerstag, Februar 25th, 2016

Polizei und Diakonie starten Kooperation für Frauen in Not

Weiden. (ps) Die Thematik ist alt, der Ansatz neu. Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, bleiben in den meisten Fällen bei ihrem Mann. „Eine Stresssituation zu verlassen, ist nicht einfach, vor allem für Mütter“, weiß Diakon Karl Rühl. Doch unabhängig davon sei es wichtig, diesen Frauen Hilfe zu bieten. Das soll im Raum Weiden-Neustadt-Tischenreuth jetzt noch intensiver geschehen. Polizeipräsident Gerold Mahlmeister und Diakon Rühl bekräftigten dies am Dienstag mit ihrer Unterschrift. Sie unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung zum proaktiven Beratungsansatz zwischen dem Diakonischen Werk Weiden und dem Polizeipräsidium Oberpfalz.

Polizei hinterlässt Lücke

„Der Polizist muss nach einem Vorfall oft gehen und weiß, er hinterlässt eine Lücke, die sozialberaterisch geschlossen werden müsste“, sagt Rühl. Die neue Kooperationsvereinbarung – angeregt durch das Bayerische Sozialministerium – sieht nun folgendes vor: „Unsere Polizeibeamten fragen die betroffenen Frauen, ob sie mit der Weitergabe ihres Namens einverstanden sind“, erklärt Mahlmeister. Wenn die Frauen zustimmen, wird Martina Pain-Liebl informiert. Die Sozialpädagogin ist bei der Diakonie eigens für diesen Bereich zuständig. 12 Stunden pro Woche sind dafür vorgesehen. Aufgabe von Martina Pain-Liebl ist es, die Frau innerhalb von drei Tagen zu kontaktieren und ihr die verschiedenen Beratungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die Kooperation mit der Diakonie lag nahe, so Rühl, weil sie in Weiden bereits das Frauenhaus betreibt. „Unsere Fachkräfte bieten selbst ambulante Beratung, und die Leiterin Marianne Kleber-Meierhöfer hat viele Kontakte zu anderen Beratungsstellen.“ Mit diesem Hilfsangebot soll die Spirale der Gewalt so früh wie möglich durchbrochen werden, macht Polizeipräsident Mahlmeister klar. Wichtig sei das nicht zuletzt für die oft mitbetroffenen Kinder. Immerhin 262 Fälle von häuslicher Gewalt notierte die Polizei in der Nordoberpfalz 2015, ein Jahr zuvor waren es 282. Oberpfalzweit ist die Zahl 2015 sogar gestiegen. „Wir wollen beim ersten Aufschlag Hilfe anbieten.“ Dabei ließe sich manches auch straffrei gestalten. Ein weiterer Vorteil, laut Martina Pain-Liebl: „Bei uns und in vielen Beratungsstellen sind Frauen die ersten Ansprechpartner.“ Sie unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht.

Trotz positiver Erfahrungen in Regensburg, Amberg und Schwandorf räumt der Polizeipräsident ein: „Wenn 10 Prozent das Angebot annehmen, sind wir zufrieden.“ Auch Kleber-Meierhöfer weiß: „Die meisten Frauen hoffen, dass alles wieder gut wird.“ Dass die Kooperation in der Nordoberpfalz später startet als im Süden, liegt laut Rühl zum einen an der schlechten Finanzlage der hiesigen Kommunen: „Keiner hat sich gesperrt, aber es ist auch niemand wild darauf, zusätzliche Leistungen zu übernehmen.“ Zum anderen wird das Projekt erst seit 2015 vom Sozialministerium gefördert – mit 80 Prozent der Kosten. Jeweils 10 Prozent übernehmen die Kommunen und der Träger. (Angemerkt)

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Quelle Der neue Tag www.o-netz.de

20-jähriges Dienstjubiläum von Frau Tina Braun im Frauenhaus der Diakonie Weiden

Freitag, Oktober 16th, 2015

Dienstjubiläum

Anlässlich des Dienstjubiläums von Frau Braun würdigten Diakon Rühl, Vorstand der Diakonie Weiden, und ihre Kollegin Frau Dipl. Soz. Päd. Baierl ihre Zugehörigkeit zur Diakonie.

Tina Braun ist für den Kinder- und Jugendbereich zuständig und hat von Beginn bis heute über 1100 Kinder im Frauenhaus betreut und begleitet.  Gerade die Kinder leiden unter langjährigen Gewalterfahrungen und haben mitunter lebenslange Folgen.

Ihre Aufgabe ist es, den Kindern zuzuhören, Zuwendung, Entspannung, Sicherheit, Vertrauen, Trost und Ermutigung zu geben.  Einher mit der pädagogischen Betreuung, geht die Vermittlung an andere Fachstellen, damit die Kinder und Jugendlichen die Chance haben, auch über den Aufenthalt im Frauenhaus hinaus, sich weiter zu entwickeln.

Gerne überreichten die Gratulanten einen  Blumenstrauß und erinnerten sie an ein weiteres Jubiläumsgeschenk:  7 Tage Sonderurlaub.

Gewalt meist im Verborgenen

Freitag, Februar 6th, 2015

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„Gewalt gegen Frauen ist fast alltäglich.“ Diese bedauerliche Feststellung machte Bürgermeister Hermann Ach bei der Eröffnung der Ausstellung „Häusliche Gewalt“ im Moosbacher Rathaus.

Das Frauenhaus Weiden hat die Wanderausstellung organisiert, die bis 27. Februar zu sehen ist. Der Rathauschef wies auf die vielen Gewalttaten gegen Frauen hin, die sich meistens im Verborgenen in Familien abspielen.

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Das Frauenhaus Weiden biete den Opfern Hilfe, Zuflucht und Betreuung an. In Anlehnung an Dalai Lama sagte Ach, dass Gewalt der menschlichen Natur widerspreche. Stellvertretende Landrätin Margit Kirzinger freute sich, dass die Ausstellung nun auch im östlichen Landkreis ermöglicht wurde. Sie erinnerte an frühere Diskussionen bei der Einrichtung des Frauenhauses, bei dem der Bedarf angezweifelt wurde. Zum Einzugsgebiet gehören die Stadt Weiden sowie die Landkreise Neustadt und Tirschenreuth. Heute stellen diese Kommunen die erforderlichen Mittel im Haushalt bereit.

Schreckliche Situation

„Denken wir uns in die schreckliche Situation der Frauen, die von einem Tag auf dem anderen ihr Leben völlig neu ordnen müssen um wieder Fuß zu fassen. Sie brauchen unsere Hilfe.“ Kirzinger appellierte an die Frauen, die Schau zu besuchen und wies auf die Möglichkeit der Beratung hin. Man müsse also nicht gleich im Frauenhaus bleiben. Sozialpädagogin Marianne Kleber-Meierhöfer stellte die Einrichtung vor und betonte die Trägerschaft der Diakonie Weiden. Ihr Haus habe täglich mit Opfern häuslicher Gewalt zu tun. „Frauen, die keinen anderen Ausweg sehen, sich von der Gewaltspirale zu befreien, kommen hierher. Oft mit ihren Kindern. Bei uns leben sie an einem geschützten Ort, ohne Angst haben zu müssen vor Übergriffen, Beschimpfungen und Erniedrigungen. Unabhängig vom Aufenthalt im Frauenhaus können sich Frauen bei uns beraten lassen um Auswege aus Gewaltsituationen zu finden.“ Kleber-Meierhöfer betonte, dass die Ausstellung Betroffenen Mut machen und zeigen soll, dass sie nicht alleine sind. Auch deren persönliches Umfeld solle angesprochen werden. Verwandte, Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen sollten nicht wegschauen, sondern hellhörig werden, wenn sie Anzeichen häuslicher Gewalt wahrnehmen.

Pro Jahr 60 Frauen

Jährlich kommen etwa 60 Opfer mit fast ebenso vielen Kindern ins Weidener Frauenhaus, um Schutz und Zuflucht zu finden. „Es gibt viele Frauen, die den Weg ins Frauenhaus noch nicht gefunden haben“, bedauerte sie. Die Ausstellung soll einen Beitrag leisten, damit auch diesen Frauen geholfen werden kann.

 

Spenden statt Geschenke

Montag, Juli 21st, 2014

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Weiden. (rdo) Der Geburtstag liegt zwar schon einige Zeit zurück. Die positiven Nachwirkungen halten aber noch an. Bezirkstagsvizepräsident und Bürgermeister Lothar Höher hatte anlässlich seines 60. Geburtstages im Februar die zahlreichen Gäste seiner Feier in der Max-Reger-Halle gebeten, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen für soziale Einrichtungen zu spenden: Stolze 10 000 Euro kamen so zusammen.

Auf dem Konto des Rotary-Hilfswerkes gingen 4500 Euro ein: 2000 Euro davon gehen zweckgebunden an das Frauenhaus Weiden. Lothar Höher bezeichnete das Frauenhaus als wichtige Einrichtung für Opfer von häuslicher Gewalt. Er hoffe, dass das Thema in der heutigen offenen Gesellschaft endlich wahrgenommen werde. In der Geschäftsstelle der Diakonie Weiden freuten sich Geschäftsführer Diakon Karl Rühl und die Leiterin des Frauenhauses, Marianne Kleber-Meierhöfer, über den Spendenscheck, mit dem die Einrichtung Zusatzangebote für die Kinder schaffen will. Die Kleinen würden besonders unter Trennung und Gewalt leiden und bedürfen deshalb besonderer Fürsorge. Das Frauenhaus ist seit drei Jahren immer ausgebucht, oft sogar überbelegt. Höher dankte den Spendern und verwies auf einen weiteren großen Betrag, der der Hilfsorganisation „Adventslicht“ zugutekommt, die unbürokratische Hilfe in der Region leiste.

Quelle: Der neue Tag, Weiden www.oberpfalznetz.de

Tafel bittet Berater zu Tisch

Dienstag, Juni 24th, 2014

Gesprächsrunde über Verbesserungen – Demnächst Eintrittskarten für Kultur und Sport im Angebot

Weiden. (esc) Auch wenn der Laden gut läuft, kann es nicht schaden, Verbesserungen anzustreben und Neues auszuprobieren. Das dachte sich Josef Gebhardt. Deshalb lud der Vorsitzende der Weidener Tafel Vertreter von Beratungsstellen und der Stadt zu einem gemeinsamen Gespräch ein.

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Seit März ist Gebhardt neuer Vorsitzender des Vereins. Inzwischen wurden schon viele Fragen und Themen an ihn herangetragen, die er in der Gesprächsrunde aufgreifen wollte. „Wir sind bereit, Änderungen herbeizuführen, wenn nötig“, betonte Gebhardt. Zur Diskussion stand unter anderem der Erlass der Korbspende von zwei Euro: Für manchen Betroffenen sei eben auch dieser geringe Betrag „sehr viel Geld“, wie Christian Hölzl vom Sozialamt weiß. Die Anzahl der Personen, für welche die Stadt sogenannte Befreiungsscheine ausstelle, sei außerdem verschwindend gering. „Wir prüfen das alles ganz genau nach.“ Der Erlass des Aufwands für diese Betroffenen sei in Ordnung.

„Kinder haben Vorrang“

Joghurt, Eier, Butter und Milch gehören zu den Lebensmitteln, die in der Regel an Familien mit Kindern ausgegeben werden. Viele Einzelpersonen hätten den Wunsch geäußert, dass auch ihre Personengruppe solche Produkte erhält. „Wenn wir die Menge hätten, dann würden wir natürlich auch an Alleinstehende diese Produkte abgeben“, sagte Sabine Herrmann, Leiterin des Ladens im Stockerhutweg. „Aber Kinder haben Vorrang.“ Ein Einwand von Astrid Baierl vom Frauenhaus: „Vor allem Alleinstehende sind oft schlechter gestellt und können sich noch weniger als Familien solche Lebensmittel leisten.“ Der Lösungsvorschlag vonseiten der Tafel sieht so aus: „Möglich wäre es, einmal im Monat diese Produkte an alle zu verkaufen.“

Rotationsprinzip prüfen

„Manchmal haben wir einen Überschuss an bestimmten Lebensmitteln, manchmal sind diese gleich weg“, berichtete Gebhardt. „Deswegen wechseln wir bei der Ausgabe auch immer durch, damit jeder die Chance hat, ein bestimmtes Produkt zu bekommen.“ Beirat Dr. Horst Fabriz betonte in diesem Zusammenhang, dass es der Tafel leider nicht gestattet sei, mit Spendengeldern Lebensmittel hinzuzukaufen. Der Verein wolle nun intern klären, ob man auch hier ein Prinzip der Rotation einführen könne.

Mit den Ausgabezeiten der Tafel (montags 13 bis 16 Uhr, mittwochs und freitags von 11 bis 14 Uhr) zeigten sich die Gesprächspartner einverstanden. Vollmachtsschreiben für diejenigen, die zu den Ausgaben keine Zeit haben, seien eine Möglichkeit, trotzdem bei der Tafel einzukaufen. Dagmar Deutschländer von der Diakonie Weiden mahnte im Zusammenhang mit dem bezugsberechtigten Personenkreis, auch die Wohngeldberechtigten im Blick zu behalten.

Dass die Hemmschwelle, bei dem Verein einzukaufen, bei den Betroffenen noch immer hoch ist, stellte Gleichstellungsbeauftragte Monika Langner fest. Dies bestätigten auch die Teilnehmer von den Beratungsstellen. Ein Vorschlag wäre, die „Neuen“ eine halbe Stunde vor Ausgabe einzuladen, ihnen das Einkaufs-System zu erklären und ihnen zu helfen. Sind Asylbewerber berechtigt, bei der Tafel Lebensmittel zu beziehen? Gebhardt: „Asylbewerber, die in einer Unterkunft wohnen, bekommen nichts. Diejenigen, die außerhalb wohnen, dürfen einkaufen.“ Dennoch

denkt die Tafel an diesen Personenkreis. „Sollten wir einmal einen Überfluss an Artikeln und etwas übrig haben, dann fahren wir diese auch in das Asylbewerberheim“, sagte Tafel-Fahrer Richard Strehl. „Wir haben zum Beispiel schon Schokolade dorthin geliefert.“ Etwas Neues plant die Tafel um Vorsitzenden Gebhardt auch: die „Kunst- und Kulturtafel“. „Wir wollen unseren Kunden Eintrittskarten für die Kunst-, Kultur- und Sportszene anbieten.“ Viele andere Städte hätten dies bereits im Angebot. Für ein zweites Fahrzeug, das sich der Verein zulegen möchte, sind noch Sponsoren gesucht.

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Quelle: Der neue Tag, www.oberpfalznetz.de